Experten Probefahrt Peugeot E-Expert: Vorsicht Katzen

von | 10. April 2024

Randolf Unruh

Löwenauto vor Katzenwarnung: neuer E-Motor und Wärmepumpe senken den Stromverbrauch und verlängern die Reichweite.

Peugeot E-Expert: Vorsicht Katzen. Neuer Elektromotor, dreistufige Rekuperation, Wärmepumpe und dazu sehr bequem.

Leise pirscht sich der Peugeot E-Expert an. Elektroantrieb heißt Schleichfahrt. Das passt zum neuen, nun selbstbewussten Löwen-Signet vorne auf dem Kühlergrill, den dort ebenfalls angedeuteten Schnurrhaaren. Und zum zufällig entdeckten Schild am Scheunentor während der ersten Testrunde. Vieles ist neu am reifen Transporter. Da muss sich der Wettbewerb sputen. Peugeot E-Expert: Vorsicht Katzen.

Der Peugeot Expert gehört einschließlich seiner Partnermodelle Citroen Jumpy, Fiat Talento und Opel Vivaro zu den Routiniers unter seinesgleichen. Auch wenn nicht jedes Mitglied des Quartetts die vollen acht Jahre mitgemischt hat. Hinter den Begriffen Talento und Vivaro verbirgt sich in früheren Modellgenerationen unabhängig voneinander ein Renault Trafic. Auch war Fiat vor drei Jahrzehnten bereits einmal mit den französischen Kollegen verbandelt – Geschichte. Inzwischen ist zusammengewachsen, was zusammengehört.

Der Peugeot E-Expert zählt zu den Pionieren seiner Klasse, jetzt mit frischerer Technik

Hier reckt jetzt der stolze Löwe sein Haupt, dessen Elektroantrieb nunmehr auch schon seit vier Jahren summt. Damit zählt der Peugeot E-Expert zu den Pionieren seiner Klasse. Und weil selbst bei der aktuellen Modellpflege in Grundzügen alles bleibt wie gehabt, müssen die Entwickler damals bereits sehr vieles richtig gemacht haben. Trotzdem ist es Zeit für Neues. Das betrifft neben dem aufgefrischten Gesicht ebenfalls die Technik.

Unter der Haube werkelt bei unveränderter Leistung von 100 kW und 270 Nm Drehmoment ein neuer und laut Peugeot effizienterer E-Motor. Effizienz verspricht auch eine Wärmepumpe für die Klimatisierung sowie die mehrstufige Rekuperation mit Lenkradpaddeln. Auf Wunsch gibt es nun eine 230-Volt-Steckdose im Heck und sogar einen richtigen Nebenabtrieb zum Anzapfen der Antriebsbatterien. Sie haben unverändert wahlweise 50 oder 75 kWh Kapazität. Daraus leitet sich nach WLTP-Messung eine Reichweite von 224 oder 352 Kilometern ab. An der Wallbox bunkert der Peugeot mit 7,4 kW oder optional 11 kW Strom. An der Schnellladesäule sind es maximal 100 kW, das dürfte ruhig noch fixer sein. Flott reagieren andere Systeme: Jede Menge serienmäßige und optionale Assistenten umhegen den Fahrer.

Cockpit mit neuen Displays und Ablagen

Im Cockpit des E-Expert liefern zwei neue und konfigurierbare Zehn-Zoll-Displays Infos hinter dem neuen, oben und unten abgeplatteten Lenkrad. Was sich da hinter dem Lenkrad an bunter Welt entfaltet, das ist durchaus gewöhnungsbedürftig, hat eine gewisse Extravaganz. Einschließlich kleiner Spielereien wie der angedeuteten Silhouette für Stromentnahme beim Beschleunigen oder der Rückgewinnung im Schiebebetrieb. Geblieben ist die eingängige Bedienung mit Tasten unten in der Mittelkonsole als Grundmenü. Teils ein wenig fummelig, egal. Neu ist die Ablagenlandschaft oben auf der Armaturentafel, da passt was rein. Generell wirkt der Peugeot unverändert für sein ausgewachsenes Format recht kompakt und schlank. Das gilt auch für die Höhe von einsneunzig – so ein Flachmann hat Vorzüge. Die Außenspiegel sind klein, die breit auslaufenden A-Säulen ein Sichthindernis. Und obwohl hier längst nichts mehr zündet, gibt es noch einen Zündschlüssel. Und somit auch nach dem Facelift bei Gelegenheit noch Kleinigkeiten zu erledigen.

Das alles fährt sich sanft, fast wogend. Der Peugeot E-Expert ist im Kontrast zu den neuen großen E-Kollegen von Stellantis kein temperamentvoller Himmelsstürmer. Er strahlt Gelassenheit aus. Nimmt mit Ballast an Bord eher Fahrt auf, als dass er beschleunigt. Die einstellbare Rekuperation agiert sanft. Braucht man sie? Egal. Auf jeden Fall bewegt sich der Peugeot samtpfotig – Vorsicht Katze.

Zahlreiche Varianten, sogar mit Brennstoffzelle

Das alles trifft, wer hätte es gedacht, ebenso auf seine Geschwister Citroen Jumpy, Fiat Talento und Opel Vivaro zu. Wie auch die Variantenvielfalt mit Kastenwagen, Kasten-Doka, Plattform-Fahrgestell, Kombi und Bus. Sogar ein Neunsitzer ist dabei, das schafft nicht jeder kompakte E-Transporter. Und eine Tonne Anhängelast gibt’s obendrein. Fehlt nur ein Hochdach.

Dann wären da – die recht gepflegten Diesel mal außer Acht gelassen – als Tüpfelchen auf dem i noch die vier Modelle als Brennstoffzellen-Quartett. Für jene Interessenten, die den ganz besonderen Elektroantrieb mit nochmals längerer Reichweite und minimalen Tankzeiten suchen. Und keine Scheu kennen vor einem dünnen Netz der Wasserstoff-Tankstellen und einem deftigen Preis.

Darf’s eine Variante mit Brennstoffzellen-Antrieb sein? Hier sind die Infos:
Experten-Probefahrt: Stellantis-Transporter mit Brennstoffzelle

 

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