Chicken Tax: Kapriolen im Zollkrieg mit den USA

von | 9. Mai 2025

VW

Ausgebremst von der Chicken Tax: VW Transporter der ersten Generation.

USA, Europa und Zölle – diese Gegnerschaft hat Tradition. Ein Beispiel mit kuriosen Folgen. Chicken Tax: Kapriolen im Zollkrieg mit den USA.

Alles schon mal dagewesen: Bereits vor rund 60 Jahren begann ein heftiger Zollkrieg zwischen den USA und Europa. Er traf erst amerikanische Hühnerzüchter, dann europäische Autohersteller. Und sogar US-Fabrikate.

Hohe Zollschranke für leichte Nutzfahrzeuge

Chicken Tax – war da mal was? In den sechziger Jahren wehrten sich Deutschland und Frankreich mit Zöllen gegen industriell hergestelltes US-amerikanisches Billiggeflügel. Die heimischen Geflügelzüchter sollten geschützt werden. Eine Rolle spielten ebenfalls gesundheitliche Bedenken, es war die Rede vom Einsatz von Chlor und Hormonen im Rahmen der amerikanischen Hühnermästung.

Ausgebremst: der VW Transporter und der Zoll

Die Amerikaner reagierten mit einem Zoll in Höhe von 25 Prozent, auf einige Lebensmittel, vor allem aber auf leichte Nutzfahrzeuge. Flapsig auch als Chicken Tax bezeichnet. In den Mittelpunkt rückte dabei vor allem der erfolgreiche VW Transporter in seiner Nutzfahrzeugversion. Seine Pkw- und Campervan-Ausführungen mit Ausbau von Westfalia liefen dagegen zunächst höchst erfolgreich weiter. Deren Ära endete erst Anfang/Mitte der siebziger Jahre durch den damaligen Verfall der US-Währung nach Freigabe der zuvor festgelegten Wechselkurse gegenüber der D-Mark.

Die Tricks zum Umgang mit der Chicken Tax

Mercedes unterlief in späteren Jahren den Zoll beim Export des Sprinter: Aus fertig produzierten Transportern für die USA wurde der Motor vor der Verschiffung wieder aus- und nach Anlandung in den USA wieder eingebaut. Durch diese Pseudo-Wertschöpfung entfiel die Chicken Tax. Ford wählte einen anderen Weg. Der amerikanische Konzern lieferte zeitweilig Pkw-Varianten des Transit Connect in die USA, die nach der Einfuhr rückgerüstet wurden, Sitze und Sicherheitsgurte im Fond kamen wieder raus. Nicht betroffen waren Importe aus den US-Nachbarländern Mexiko und Kanada – zum Beispiel die Stellantis-Marke Ram mit Fertigung in Mexiko.

Und heute? Wir sind gespannt, wie es im Zollstreit mit den USA weitergeht. Denn schon rücken europäische Transporterfabrikate ins Blickfeld. Siehe zum Beispiel den aktuellen Exportstopp des soeben erst hoffnungsvoll in den Vereinigten Staaten eingeführten. VW ID. Buzz. Denn niemand weiß, wie sich jetzt Zölle in den Wochen und Monaten zwischen Verkauf, Fertigung in Hannover und Verschiffung über den Atlantik bis zur Auslieferung entwickeln. Und Mercedes steht vor dem Problem, dass zwar der Sprinter in den USA gefertigt wird, wesentliche Komponenten wie der Motor dagegen aus Europa zugesteuert werden.

NEWSLETTER

SOCIALS

BELIEBTE NEWS

BELIEBTE TESTS