Meiller-Kipper auf Piaggio Porter: Zwerg mit breiten Schultern

von | 27. Juni 2025

Wir müssen draußen bleiben? Einer darf rein. Meiller-Kipper auf Piaggio Porter: Zwerg mit breiten Schultern.
Randolf Unruh

Kleiner Dreiseitenkipper mit großen Fähigkeiten: Piaggio Porter MP6 mit Meiller-Kippbrücke Trigenius D202.

Als Kipper zu schwer, zu breit, zu ungelenkig? Mitunter stoßen typische 3,5-Tonner an Grenzen. Und kleiner gibt’s ja kaum. Falsch. Ein Fall für die neue Kombination aus Piaggio Porter NP6 mit Dreiseiten-Kippbrücke von Meiller. Ein kleiner Kipper mit verblüffenden Fähigkeiten und klaren Grenzen.

Randolf Unruh

Schlankes Fahrgestell plus schlanker Aufbau: das passt, wenn’s eng wird.

Piaggio Porter: ein Kleiner wie sonst keiner

Das Fahrgestell ist höchst ungewöhnlich, ein richtiges Chassis, geschrumpfte Lkw-Technik mit angetriebener und blattgefederter Hinterachse. Für den Kipper in der etwas gewichtigeren Variante mit 2,8 Tonnen zulässiger Gesamtmasse und Zwillingsbereifung, darauf muss man in dieser Gewichtsklasse kommen. Drunter stecken kleine 14-Zoll-Räder, passend zu den überschaubaren Maßen des kleinen Italieners. Seine Fahrerkabine misst in der Breite lediglich 1,71 Meter, somit flutscht der Porter mühelos durch enge Gassen und Baustellen. Dank seiner kräftigen Knochen trägt der Piaggio als Fahrgestell bis zu 1,6 Tonnen, abermals ungewöhnlich für sein Format. Und mindestens 3,5-Tonner-Niveau.

 

Leichter Aufbau mit großen Fähigkeiten

Diese Grundlage kommt gerade recht für die Kippbrücke Trigenius D202 von Meiller. Sie ist mit einer Innenbreite von 1700 Millimetern an die schlanke Basis angepasst. Dazu 2700 Millimeter lang und mit 400 Millimeter hohen Bordwänden ausgestattet. Alles Stahl, Meiller eben. Aber im Vergleich zu früheren Kippern kräftig abgespeckt. Stichworte: gelochter Hilfsrahmen, 1,5 Millimeter starkes und per Laser verschweißtes Bodenblech. Meiller verspricht für den Aufbau eine Oberflächenqualität nach Automobilstandard. Dank kataphoretischer Tauchlackierung (KTL) besteht der Kipper einen 480-Stunden-Salzsprühtest.

Ein Rundgang zeigt Meiller-Typisches. Patentierte angeschraubte Bordwandverschlüsse mit doppelter Verriegelung, klapperfrei dank integrierter vorgespannter Feder. Praktische Steckstifte für den Richtungswechsel der Kippbrücke, Kugelfußpresse mit Kippzylinder aus eigener Fertigung, zahlreiche Aufstiege mit dem Segen der Berufsgenossenschaft, Edelstahl-Kotflügel. Dann die Ladungssicherung: ein Dutzend versenkbare Zwei-Tonnen-Zurrösen im Boden, dazu Bordwand- und Stirnwandzurrösen und Planenhaken, serienmäßig ein Ablagegestell an der erhöhten Stirnwand, optional Zurrschienen und eine Spannstange, Gerätehalter und ein Arbeitsscheinwerfer.

Im Serientrimm wiegt der Aufbau trotz handfester Bauweise nicht mehr als rund 500 Kilo, das bedeutet gut eine Tonne Nutzlast für die Kombination – dieser Zwerg hat breite Schultern. Wer die Typenbezeichnung D202 übersetzt, kommt auf rund zwei Tonnen Nennlast. Der Kipper hält dieses Gewicht dauerhaft aus, versprechen die Meiller-Fachleute. Und im Zweifelsfall verträgt sie auch noch eine Schaufel mehr.

 

Ungewöhnlich: Bi-Fuel-Motoren, gut versteckt unter dem Fahrerhaus

Was unweigerlich zur Frage nach der Performance des Piaggio Porter NP6 führt. Denn Piaggio gibt Gas: Gut versteckt unter dem Fahrerhaus arbeiten Bi-Fuel-Motoren, kompakte Benziner mit 1,5 Liter Hubraum plus Erdgas (CNG) oder Autogas (LPG). Die Leistung ist mit maximal 75 kW/102 PS und 132 Nm Drehmoment eher überschaubar. Zwar hat Piaggio bereits eine E-Variante vorgestellt, sie aber basiert zunächst auf einer leichten Ausführung mit Einzelbereifung mit nur einer Tonne Tragfähigkeit des Fahrgestells, nichts für Kipper. Schade drum, denn mit einer Spitzenleistung von 150 kW und 330 Nm Drehmoment hat sie Mumm.

Begrenzt ist auch das Fahrerhaus, ab einer Körpergröße von etwa 1,80 Meter wird’s knapp. Hier sind mit digitalen Instrumenten und elektronischer Handbremse moderne Zeiten eingezogen. Das unterstreichen auch USB-Anschlüsse in der Mittelkonsole für allerhand Gerätschaften. Auch mit seinen Assistenzsystemen ist der Porter auf der Höhe der Zeit. Ein Kipper mit klaren Grenzen – aber verblüffenden Fähigkeiten.

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