Kia PV5: Alles über die Transporter-Neuheit des Jahres
Eine neue Transporter-Marke, eine neue E-Baureihe und viele neue Ideen. Kia PV5: Alles über die Transporter-Neuheit des Jahres.
Kia-CEO Ho Sung Son sieht die Zeit gekommen. Es ist der Versuch einer Punktlandung: Mitten hinein in die Transformation von Verbrennern zur Elektromobilität startet Autohersteller Kia als neuer Transporter-Anbieter mit einer komplett neuen, breit angelegten Baureihe durch. Los geht’s mit dem kompakten Kia PV5. Da steckt viel drin und auch drunter. An Ideen und an Technik. Und dies zu einem hochattraktiven Preis.
Konsequent auf E-Antrieb eingestellt
Traditionelle Transportermarken haben es zurzeit schwer. Schleppen sie doch einen riesigen Rucksack von Fabriken, Modellen und Technik mit sich. Müssen bisherige Verbrenner-Konzepte weiterentwickeln, gleichzeitig auf E-Antrieb umschalten. Durch neue E-Parallelmodelle oder den Umbau vorhandener Verbrenner-Baureihen auf Elektroantrieb. Wenn’s denn bisherige Plattformen überhaupt hergeben. Alles entweder umständlich, ohne die Vorzüge kompakter E-Antriebe und auf jeden Fall teuer. Als Newcomer nutzt Kia die Chance, ganz anders anzusetzen.
Die E-Plattform: Kia E-GMP.S, Frontantrieb und drei Batterievarianten
Abgeleitet von der E-Konzern-Plattform von Hyundai und Kia für Pkw steckt unter den neuen Transportern eine gemeinsame Plattform namens E-GMP.S, ausgeschrieben Electric-Global Modular Platform for Service. Zu seinen wesentlichen Elementen gehört ein vorn angesiedelter Permanentmagnet-Elektromotor mit einer Leistung von 120 kW und einem Drehmoment von 250 Nm. Er treibt die Vorderräder an.
Zwischen den Achsen lagert das Batteriepaket. Aufgebaut in Cell-to-Pack-Technik, das bedeutet Verzicht auf herkömmliche Batteriemodule. Kia nennt als Vorteil kompakte Bauweise und hohe Energie-Effizienz. Zur Wahl stehen 51,5 kWh oder 71,2 kWh Kapazität eines NMC-Akkus (Nickel-Mangan-Kobalt). Für den Kastenwagen Kia PV5 Cargo steht ergänzend ein LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit 43,3 kWh zur Verfügung. Im Bestfall soll der PV5 eine Reichweite von rund 400 Kilometern schaffen. Aufgeladen wird vorn, von zehn bis 80 Prozent soll’s eine halbe Stunde dauern. Aus Kostengründen setzt Kia auf eine 400-Volt-Struktur.
Den Abschluss der Plattform bildet eine schraubengefederte Verbundlenker-Hinterachse.
Die Karosserie: markentypisches Design, zahlreiche Varianten, Kipper, Koffer, Kühler
Die Verpackung des Kia PV5 ist markentypisch: stabförmige Tagfahrleuchten, ein Mix aus Kanten und Rundungen. Kia-Designer Karim Habib räumt offen ein, dass Kia mangels Transporter-Erfahrung neue Wege beschritten hat. Und aufgepasst hat: Ein dreiteiliger Stoßfänger vorn, kräftige Türgriffe, gut geschützte Radläufe und Schwellerleisten passen zum rustikalen gewerblichen Einsatz. Der PV5 wird mit einem Radstand von exakt 2995 Millimetern in zwei Längen von 4,5 und 4,7 Metern vorfahren, die gestreckte Ausführung auch mit Hochdach. Dann wächst der Transporter außen von 1,9 auf 2,2 Meter Höhe, innen auf 1,8 Meter und das Volumen auf 5,1 Kubikmeter. Mit einer Breite von 1895 Millimetern ist der Transporter schlank und drahtig.
Zum Programm gehört neben dem Kastenwagen Cargo und dem Bus namens Passenger mit unterschiedlichen Sitzkonfigurationen auch der PV5 Crew. Er zeichnet sich durch eine zweite, falt- und verschiebbare Sitzbank aus – ein Transporter für Mannschaft und Material. Zwei weitere Spezialitäten sind auf Basis der Hochdach-Ausführung ein Walk-in-Van mit faltbarem Beifahrersitz sowie Tür als Durchgang vom Cockpit in den Laderaum und der PV5 WAV mit einer Rollstuhlrampe an der Schiebetür. Hinzu kommt ein Fahrgestell mit Fahrerhaus für Aufbauten aller Art. Im Zulauf sind mit Kia PV7 und PV9 außerdem größere Ausführungen. Sie reichen mit ihrer Tonnage bis weit in das Segment der 3,5-Tonner hinein. Kia fasst die gesamte Palette unter dem Kürzel PBV zusammen, Platform Beyond Vehicle.
Kia erreicht die außergewöhnliche Vielfalt durch eine Segment-Bauweise in der eigens neu errichteten Fabrik, setzt die Transporter wie die sprichwörtlichen Baukasten-Modell zusammen. In Vorbereitung ist außerdem ein eigenes Conversion Center gleich neben der Fertigung, gedacht für Aufbauten aller Art. Bereits zum Start soll es Kipper, Koffer und Kühler geben. Was nicht ab Werk kommt, sollen namhafte Auf- und Ausbauer zusteuern, Beispiele sind Sortimo für Einrichtungen, Hymer für Wohnmobile oder Westfalia für Campervans.
Der Laderaum: ein echter Flachmann
Trotz der Batterie im Kellergeschoss überrascht der Kia PV5 mit einem extrem niedrigen Ladeboden von nur 419 Millimeter Höhe, prima zum Beladen. Nachteil des Flachmanns: Hinten passt bei nur rund 900 Millimeter Abstand zwischen den Einbauten eine Europalette nur längs hindurch, nicht quer. Auf Wunsch wird Kia daher einen Zwischenboden 600 Millimeter über Fahrbahnhöhe anbieten, dann passt’s mit der Europalette quer. Und passt eine Palette durch die knappe Schiebetür? Auffällig sind ebenfalls einfache Aufsteller-Spieße der Heckflügeltüren, das geht heute eleganter. Zu den Feinheiten gehört dagegen eine Steckdose im Laderaum zum Anstöpseln von Elektrogeräten.
Und was kann der Kia PV5 so als Arbeiter? Der Cargo schultert, abhängig vom Batterieformat, voraussichtlich bis zu 770 Kilogramm Nutzlast und erreicht eine zulässige Gesamtmasse von etwa 2,7 Tonnen – die Homologation läuft noch. Die zulässige Anhängelast beziffert Kia zurzeit mit lediglich 750 Kilo.
Das Cockpit: aufgeräumt und viel Platz
Trotz kompakter Bauweise bietet das Cockpit des PV5 reichlich Platz. Die Sitzverstellung reicht selbst für Langbeiner aus. Der Fahrer blickt auf eine sehr kompakte Instrumentierung der Größe sieben Zoll, in der Mitte macht sich ein Touchscreen im Format 12,9 Zoll breit. Das Infotainmentsystem basiert auf Google Android Auto.
Die gesamte Einrichtung wirkt auf den ersten Blick aufgeräumt, die Materialqualität angemessen. Einschließlich zahlreicher Ablagen in den Türen, hinter den Instrumenten, unten in der Mittelkonsole in Form einer Schublade oder einem Staukasten zwischen den Sitzen. Die niedrige Sitzposition erinnert eher an einen Van denn an einen Transporter, auch die Gürtellinie liegt tief.
Damit die Fuhre läuft, bietet Kia Flotten-Managementsysteme an und überwacht den Transporter mit seinen technischen Funktionen fortlaufend.
Der Start: 600 Handelspartner in Europa, Auslieferungen ab November
Kia nennt ein Netz von rund 2500 Handelspartnern in Europa. Zum Start werden 600 von ihnen den PV5 verkaufen. Wenn in zwei Jahren der größere PV7 folgt, soll die Zahl auf etwa 800 Stützpunkte steigen. An Kapazität soll’s nicht fehlen: Das Werk in Südkorea ist in seiner größten Ausbaustufe auf 250 000 Transporter ab dem Jahr 2030 ausgelegt. Die Zeit für die neue Transporterflotte scheint gekommen.
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