Leseprobe
Experten-Fahrbericht: VW ID. Buzz Pro und ID. Buzz GTX

von | 5. Juli 2024

Neuer Antrieb für alle, neue Modelle – VW beschleunigt den ID. Buzz. Experten-Fahrbericht: VW ID. Buzz Pro und ID. Buzz GTX
Randolf Unruh

Lang gemacht: Radstand, Schiebetür und zulässige Gesamtmasse wachsen – fehlt nur noch eine Cargo-Variante.

Skipper kennen den Begriff: Länge läuft. Die Rumpfgeschwindigkeit eines Wasserfahrzeugs ist abhängig von der Entfernung zwischen Bug und Heck des Schiffs. Je größer der Abstand, umso schneller das Wasserfahrzeug. Daher: Länge läuft. Das soll auch für den VW ID. Buzz gelten, wenn auch eher im übertragenen Sinn. Vom ID. Buzz in Langausführung namens „Pro“ verspricht sich VW weiteren Schub für den originellen vollelektrischen Van, der sich optisch an den Ur-Bulli anlehnt. Hinzu kommt mit dem GTX ein Sportskamerad. Her mit VW ID. Buzz Pro und ID. Buzz GTX

 

Volkswagen

Knapp 30 Zentimeter Wachstum strecken den Innenraum deutlich, drunter stecken neue Batterie- und Antriebstechnik.

Mehr Länge, mehr Platz, mehr Nutzlast – doch wo bleibt der Cargo?

Länge bedeutet beim VW ID. Buzz Pro: Der Radstand wächst um 250 auf 3239 Millimeter, die Gesamtlänge um das identische Maß auf 4962 Millimeter, eine inzwischen übliche Region für kompakte Transporter. Gleichzeitig legen die bisher knappen Schiebetüren um 192 Millimeter zu. Das Wachstum führt zu neuen Proportionen, sie stehen dem VW ausgezeichnet. Da auch die zulässige Gesamtmasse um 400 auf 3400 Kilo wächst, können Nutzer den langen Pro getrost vollpacken, mit Personen und/oder mit Gepäck.

Übersetzt auf eine Cargo-Variante wären das rund 4,5 statt 3,9 Kubikmeter Frachtraum, rund 800 statt höchstens 650 Kilo Nutzlast und reichlich Platz für eine Palette längs durch die Schiebetür. Nun aber folgt der entscheidende Webfehler: Den ID. Buzz Pro gibt es ausschließlich in der bestuhlten Pkw-Ausführung, nicht als Kastenwagen ID. Buzz Cargo. Die VW-Begründung dafür klingt angestrengt: Schutz des kommenden neuen VW Transporter aus der Kooperation mit Ford. Dessen Kurz-Ausführung hat ähnliche Außen- und größere Innenmaße, wird auch vollelektrisch angetrieben lieferbar sein. Trotzdem steht auf dem Wunschzettel weiterhin der lange E-Transporter mit der noch längeren Bezeichnung VW ID. Buzz Pro Cargo.

 

VW ID. Buzz: neuer Elektromotor mit mehr Leistung und Drehmoment, Verbrauch bleibt günstig

Sei’s drum, steckt doch in der Langvariante eine Menge an neuer Technik und Bedienung, die sich ebenfalls im kurzen VW ID. Buzz Cargo finden. Da wäre zum Beispiel ein komplett veränderter Antrieb. Zwar litt der schmucke E-Transporter bisher weder unter Leistungsmangel noch unter Batterieknappheit. Ab sofort aber bietet er von beidem noch mehr. Die Nutzis, wie sie im Konzern heißen, bedienen sich zu diesem Zweck im Regal des Pkw-Flaggschiffs VW ID 7.

Griffbereit liegt dort zum Beispiel ein Elektromotor an der Hinterachse mit nun 210 kW Leistung und 560 Nm Drehmoment. Damit setzt der VW ID. Buzz eine neue Duftmarke in seiner Liga. Und übertrumpft den kommenden VW/Ford-E-Transporter um mehr als 100 Prozent. Das Aggregat trägt die Bezeichnung APP550 und zeichnet sich unter anderem durch stärkere Magneten, aufwendige Kühlung sowie einen neuen Wechselrichter aus. Der lange ID. Buzz katapultiert sich damit in lediglich 7,9 Sekunden auf Tempo 100, auch gesteht VW nun allen ID. Buzz Tempo 160 zu. Der Verbrauchswert nach WLTP liegt jeweils um die 20 kWh/100 km.

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Der verlängerte Radstand schafft Platz für eine größere Batterie, vorn ist Raum für eine zweite E-Maschine.

Alle VW ID. Buzz: mehr Batteriekapazität, größere Ladeleistung

Einen Hauch mehr Kapazität bietet mit einem Nutzinhalt von 79 kWh (bisher 77 kWh) die ebenfalls neue Batterie. Auch sie übertrifft den kommenden E-Transporter-Kollegen. Die Pro-Ausführung mit langem Radstand bietet sogar Platz für ein weiteres Zellmodul, macht 86 kWh Kapazität. Auch mit diesen Werten fährt der VW in die Spitzengruppe seiner Klasse. Wer flott fährt soll fix laden: Bereits bisher eher Kurzparker an der Ladesäule, steigern die Ingenieure VW die Ladeleistung des VW ID. Buzz nun auf maximal 185 kW (Batterie mit 79 kWh) oder sogar 200 kW (86 kWh). Ergänzt durch eine Vorkonditionierung der Batterie auf Wohlfühl-Temperatur für eine möglichst knappe Fahrtunterbrechung.

Nun aber nichts wie ran ans Multifunktionslenkrad, für die erste ausführliche Probefahrt nahe Hannover, der Heimat des ID. Buzz. Das neue mittige Display im Großformat 12,9 Zoll wirkt in der luftigen Cockpit-Landschaft des VW ID. Buzz recht wuchtig. Die Bedienung ist dank mehrerer Direktwahltasten deutlich einfacher als bisher. Zusätzlich hat die Sprachsteuerung gewonnen. Ansonsten ist der ID. Buzz ganz der Alte, sofern man denn hier von „alt“ sprechen kann. Der Lange ist ebenfalls handlich, der Wendekreis legt wegen des großen Radstands um rund einen auf 11,8 Meter zu. Behände schlängelt sich der VW vom Parkplatz. Die Sicht auf Ampeln ist wie gehabt eingeschränkt, es liegt am weit vorgezogenen Dach.

Ein Souverän auf der Straße: antrittsstark, leise, gepflegtes Fahrwerk

Raus aus der Umzäunung der Stadt, außerorts lässt sich dem Leistungsvermögen der E-Maschine auf den Zahn fühlen. Der VW ID. Buzz Pro beschleunigt vehement, dabei geschmeidig, nicht krawallig. Der Antritt beim Überholen ist beeindruckend. Straffe Lenkung, sympathischer Geradeauslauf, kaum Wind- und keinerlei Antriebsgeräusche, vernehmbar ist allein ein Wummern der dicken Breitreifen – der Lange entpuppt sich als Souverän auf der Straße, schnell, gelassen und gepflegt. Dazu trägt das Fahrwerk seinen Teil bei: Trotz mächtiger 20-Zoll-Räder rollt der ID. Buzz Pro im Vergleich zu knöchernen Transportern fast samtig ab.

Auch das gibt es in dieser generell topfebenen Region: Rennradfahrer quälen sich einen kurzen steilen Pass hinauf. Der VW ID. Buzz Pro zischt flott vorbei. Und ja, in den engen Kurven zeigt der Lange eine gewisse Schwerfälligkeit. Er macht’s beim Hinausbeschleunigen mit purer Leistung wett. Während sich die Räder des VW drehen, rotieren wenige Kilometer weiter links und rechts der Strecke die Flügel von Windkraftanlagen. Das Info-Schild zum Windpark steht windschief – das muss jetzt sein – am Straßenrand. Ein paar Orte weiter sortiert sich zeitweilig ein Transporter ein, der auf seinen Flanken Solarstrom und Infrarot-Heizungen anpreist. Er fährt mit Diesel – finde den Fehler. Angesichts von sommerlichen Temperaturen fragt die Klimaanlage fürsorglich nach, ob es nicht etwas stickig an Bord sei. Nach Bestätigung legt das Gebläse bis zum Erreichen des Heimathafens munter los.

 

Dem heißen VW ID. Buzz GTX wird warm ums Herz

Dort wartet bereits ein schmucker VW ID. Buzz GTX. Draußen wie drinnen dezent aber wirkungsvoll verfeinert, ist er der Sportskamerad in der wachsenden Familie des ID. Buzz. Auch ihn gibt es kurz und lang, interessanter aber ist sein Antrieb. Zum neuen E-Heckmotor gesellt sich eine weitere E-Maschine an der Vorderachse. Die Konfiguration ist ausgetüftelt: Handelt es sich beim Heckmotor um eine Permanentmagnet-Synchronmaschine mit hohem Wirkungsgrad, so kommt vorn eine Asynchronmaschine zum Einsatz. Vorteil: Sie verbraucht im Standby-Betrieb wenig Energie und gilt als kostengünstig. Der Zweitmotor leistet 80 kW und erreicht ein Drehmoment von 134 Nm. VW legt das gesamte Motorpaket auf eine Systemleistung von 250 kW aus. Das heißt Dampf im Überfluss, nur zu gern kürt VW den GTX zum stärksten Bulli aller Zeiten.

Ein heißer Typ also, dem es in der Sonnenglut etwas warm ums elektrische Herz geworden ist: Er meldet beim Start „Fehler im Antriebssystem, Antrieb zu heiß“. Dagegen hilft Kühlung, also nichts wie los. Prompt erlischt die Warnung. Die Performance seines Allradsystems kann der temperamentvolle GTX heute nicht unter Beweis stellen, wohl aber jene seiner Motoren: In kaum mehr als sechs Sekunden drischt der VW aus dem Stand auf 100 Sachen, da wird das Einfädeln auf die nahe Autobahn vergnügungssteuerpflichtig. Ebenso wie der Blick rundum: Das Interieur ist dunkel mit roten Zierelementen gehalten. Ein Buzz nicht fürs Hirn, aber fürs Herz. Der zusammen mit den äußeren Merkmalen auf die Bravheit des gewohnten E-Modells verzichtet. Während der Eine mild lächelt, fletscht der Andere die Zähne. Und trägt mit einem straffen, indes nicht harten Sportfahrwerk ein Sicherheitspolster. Auch hier ist bei Tempo 160 Schluss. Ein ID. Buzz zum Reisen, nicht zum Rasen. Und fast zum schade zum Ankommen. Beim Öffnen der Fahrertür gleitet der Sitz höflich ein wenig zurück. Der ID. Buzz möchte es dem Fahrpersonal so angenehm wie möglich machen. Als VW ID. Buzz Pro und ID. Buzz GTX.

 

Da kommt noch was: VW ID. Buzz als milde Cargo-Variante und ein Cargo mit Allradantrieb

Mit all dem ist noch lange nicht Schluss. Im Zulauf ist ein ID. Buzz Cargo mit Allradantrieb. Ebenso eine mildere Cargo-Variante mit 125 kW Motorleistung nach, gefüttert von einer kleineren Batterie mit 63 kWh Kapazität. Das reicht allemal für den Einsatz auf überwiegend kurzen Strecken. Vor allem aber spart diese Variante sowohl Gewicht als auch Geld. Damit nicht nur Länge läuft, sondern auch Kürze.

Und so hat der bisherige VW ID. Buzz Cargo im Test abgeschnitten:
Experten-Test: VW ID. Buzz Cargo

 

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