Wohnmobil-Trend 2025 (II): Safety first oder Safety last?
Für Pkw und Transporter sind neue Assistenzsysteme Pflicht. Bei Campervans und Wohnmobilen heißt es aufpassen. Safety first oder Safety last?
Ein Wohnmobil-Trend 2025 heißt Sicherheit und Assistenzsysteme. Das Kürzel dafür trägt die Bezeichnung GSR II, dahinter verbirgt sich die sperrige Bezeichnung General Safety Regulation der EU. Verbunden damit ist die Pflicht-Ausstattung mit zahlreichen Assistenzsystemen für neu zugelassene Pkw und Transporter bis 3,5 Tonnen seit 7. Juli dieses Jahres. Dazu gehören unter anderem eine Verkehrszeichenerkennung mit Warnung bei Übertretungen der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit, ein Müdigkeits- und Aufmerksamkeits-Assistent, eine Rückfahrhilfe, ein Notbremssystem, ein aktiver Spurassistent und ein Unfall-Datenschreiber, der wesentliche Fahrdaten aufzeichnet.
Hilfreich oder nervig? Die neuen Assistenzsysteme
Zahlreiche Praxiserfahrungen zeigen inzwischen: Manches davon kann einem unterwegs gehörig auf die Nerven gehen. Etwa akustische Warnungen schon bei minimalen Tempo-Überschreitungen, die fälschliche Erkennung von Tempo-Begrenzungen auf benachbarten Fahrspuren oder Spurassistenten, die auf schmalen Landstraßen Richtung Gegenverkehr lenken. In anderen Situationen sind diese Assistenten hilfreich, Rückfahrkamera oder -sensoren und Notbrems-Assistent sowieso.
Safety first oder Safety last? Es wird spannend für Wohnmobilkäufer. Für „Fahrzeuge mit besonderer Zweckbestimmung“ – sprich Wohnmobile – ist GSR II erst bei Neuzulassung ab Sommer 2026 vorgeschrieben. Auch sind die neuen Assistenten Preistreiber. Nicht zuletzt bedeutet die Installation der Assistenzsysteme bei integrierten Reisemobilen mit ihrer eigenständigen Frontgestaltung einen hohen konstruktiven Aufwand. Wie also gehen die Hersteller von Wohnmobil-Basisfahrzeugen damit um?
Ford, VW, MAN, Renault: volles Programm der neuen Assistenzsysteme
MAN bezieht klar Stellung: „Abgespeckte Varianten für den MAN TGE als Reisemobilbasis bieten wir nicht an. Bei uns gibt es immer die volle Sicherheit.“ VW als Hersteller des baugleichen Zwillingsbruder VW Crafter schlägt in die gleiche Kerbe. Ein Insider fügt ganz pragmatisch hinzu, dass sich zwei unterschiedliche Varianten für ein und dasselbe Modell für VW als Hersteller nicht lohnen.
Ford ist ebenso unterwegs: „Da Sicherheit unser oberstes Gebot ist, haben wir bereits jetzt, auch für alle Camper-Basisfahrzeuge, alle erforderlichen Assistenzsysteme die zur Erreichung der GSR II erforderlich sind, standardisiert.“ Renault schließt sich an: „Die Basisfahrzeuge sind grundsätzlich immer entsprechend der GSR II-Norm ausgestattet … Die Auf- und Umbau-Anbieter, die dann jeweilige Anpassungen am Fahrzeug vornehmen, müssen eigenverantwortlich die geltenden Regeln und Gesetze umsetzen.“
Stellantis-Gruppe und Mercedes: auf Wunsch abgespeckte Ausführungen
Anders die Stellantis-Gruppe mit dem baugleichen Quartett Citroen Jumper, Fiat Ducato, Opel Movano und Peugeot Boxer. Für die Gruppe existiert eine einheitliche Camper-Preisliste. „Da für Reisemobile GSR II erst im Juli 2026 greift, können die Reisemobile noch ohne das Komplettpaket GSR II bestellt werden. Optional bieten wir natürlich schon alle Inhalte an.“ Das betrifft alle vier Marken. Und verschafft bei Entfall der Systeme einen Preisvorteil.
Und Mercedes-Benz, traditionell bekannt für hohes Sicherheitsniveau und im Unterschied zu Stellantis tendenziell stets in der Oberklasse angesiedelt? „Sicherheit gehört zu den Kernwerten von Mercedes-Benz … Mercedes-Benz Vans bietet Reisemobilherstellern entsprechend der gesetzlichen Rahmenbedingungen aktuell die Wahl, in welchem Umfang sie die heute für Pkw und andere Fahrzeugkategorien mit GSR II vorgesehenen Sicherheitssysteme in ihre Modelle bringen. Damit bietet Mercedes-Benz Vans Reisemobilherstellern ein flexibles Konzept, um ihren jeweiligen Entwicklungszyklen und Kundenwünschen zu entsprechen.“
Hersteller von Wohnmobilen haben also die Wahl. Ebenso die Interessenten – mehr Sicherheit durch teils lästige Assistenzsysteme? Wohnmobil-Trend 2025: Käufer der neuen Generation ab dem Caravan-Salon Ende August in Düsseldorf sollten daher genau hinschauen: Safety first oder Safety last?



