Hymer: Staatsanwaltschaft zieht rund zehn Millionen Euro ein

von | 31. Januar 2025

Hymer

Heikles Thema: das Gewicht und die Zuladung von Reisemobilen.

Einstellung des Verfahrens wegen Betrugsverdacht gegen die Erwin Hymer Group. Jedoch: Staatsanwaltschaft zieht rund zehn Millionen Euro ein.

Das hat Gewicht: Vor drei Jahren durchsuchte die Staatsanwaltschaft Stuttgart Geschäftsräume der Erwin Hymer Group in Bad Waldsee. Im Raum stand der „Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung“, so die Behörde. Es ging um Gewichtsangaben für Wohnmobile.

Einziehung wegen Verletzung der Aufsichtspflicht

Der Hintergrund liegt nahe und ist branchenweit seit vielen Jahren ein bekanntes Thema: Aus Gründen von Führerschein- und auch Verkehrsrecht sowie Mautregelungen im Ausland werden Wohnmobile bevorzugt mit 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse zugelassen. Die verbleibende Zuladung ist häufig sehr gering oder in der Praxis sogar unzureichend. Dies vor allem, wenn ein Wohnmobil mit Zubehör ausgestattet wird.

Drei Jahre nach der Durchsuchung in Bad Waldsee ist das Verfahren nun abgeschlossen. Das Ergebnis: „Das von der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen die Erwin Hymer Group geführte Bußgeldverfahren im Zusammenhang mit dem Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung wurde eingestellt. Wegen Aufsichtspflichtverletzungen von Mitarbeitern unterhalb der Vorstandsebene, die eine Tat der strafbaren Werbung begünstigten, wurde gegen die Erwin Hymer Group eine Einziehungsanordnung im untersten zweistelligen Millionenbereich erlassen, die zwischenzeitlich bestandskräftig ist. Die Verfahren gegen die beschuldigten Mitarbeiter wurden allesamt gemäß § 153 StPO oder § 153a StPO eingestellt.“

Laut Hymer: keine Täuschung durch irreführende Gewichtsangaben

Die Erwin Hymer Group reagiert auf Nachfrage unter anderem wie folgt: „Die Behauptung, dass Hymer Kunden mit irreführenden Angaben zu Gewichten über die verbleibende Zuladung getäuscht habe, weisen wir entschieden zurück. Ebenso falsch ist die Behauptung, dass dies von der Staatsanwaltschaft Stuttgart festgestellt und daraufhin eine Millionenstrafe verhängt worden sei. … Bei ihrer Entscheidung hat die Staatsanwaltschaft unter anderem die seit Anbeginn der Ermittlungen bestehende, umfassende Kooperation von Hymer berücksichtigt.“

Fragt sich, weshalb die Staatsanwaltschaft dann eine Einziehung in einer schmerzlichen Größenordnung von vermutlich genau zehn Millionen Euro anordnet. Erläuterung des Begriffs: Eine Einziehung gilt unter anderem als probates Mittel im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Hier werden Gelder abgeschöpft, die mit unrechtmäßigen Gewinnen erzielt worden sind.

Inzwischen steht Knaus-Tabbert unter Verdacht

Das Thema mutmaßlich falscher Gewichtsangaben geht weiter. So meldet die Staatsanwaltschaft: „Es ist zudem korrekt, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Ermittlungsverfahren gegen namentlich bekannte Mitarbeiter der Knaus Tabbert AG wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit Gewichtsangaben bei dem Verkauf von Wohnmobilen und ein Bußgeldverfahren gegen die Knaus Tabbert AG führt. In diesem Rahmen wurden im Dezember 2024 durch Beamte der Staatsanwaltschaft Stuttgart und des LKA Baden-Württemberg Durchsuchungsmaßnahmen am Sitz der Knaus Tabbert AG in Jandelsbrunn durchgeführt.“ Knaus-Tabbert hat zurzeit sowohl wirtschaftlich als auch mit Bestechungsvorwürfen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder zu kämpfen. Hier sind die Infos:
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