Iveco fährt nach Indien: Tata übernimmt das Steuer

von | 31. Juli 2025

Iveco

Besitzerwechsel: Tata übernimmt Iveco

Neuer Dreh in der abwechslungsreichen Geschichte von Iveco. Iveco fährt nach Indien: Tata übernimmt das Steuer.

Soeben ist Iveco runde 50 Jahre alt geworden, da folgt die nächste Volte in der wechselhaften Geschichte des Nutzfahrzeugkonzerns, der sich als Überlebenskünstler immer wieder neu erfunden hat. Jetzt übernimmt der mächtige indische Mischkonzern Tata über seine Tochter Tata Motors Iveco. Tata Motors ist der größte Automobilhersteller Indiens, in Europa gehören ihm Jaguar und Land Rover.

Iveco und Tata ergänzen sich in Regionen und Produkten

Dabei hat Nutzfahrzeughersteller Iveco erst kürzlich seine Aktivitäten rund um Transporter deutlich erweitert. Zum klassischen Großtransporter Daily gesellt sich inzwischen der elektrisch angetriebene eMoovy auf einem Fahrgestell von Hyundai. Im Zulauf sind mit eJolly und eSuper-Jolly Transporter von Stellantis. Galten Transporter bisher als Abrundung der Lkw, so bilden sie nun einen neuen Schwerpunkt im Unternehmen und bauen das Angebot zum Komplettanbieter aus.

Dabei wird es wohl auch unter der Regie von Tata bleiben. Denn Iveco soll weiterhin unter seinem Namen eigenständig agieren. Mit seiner Zentrale in Turin, ebenso mit seinen Fabriken. Tata plant einen weltumspannenden Nutzfahrzeugkonzern mit sich ergänzenden Schwerpunkten bei Regionen und Fahrzeugen. Die Addition der Geschäfte zeigt die künftige Fokussierung auf Europa (50 Prozent Umsatz), Indien (35 Prozent) und den amerikanischen Doppelkontinent (15 Prozent), läuft auf zurzeit 540 000 Fahrzeuge im Jahr heraus.

Hauptaktionär Agnelli hat zugestimmt

Im Mittelpunkt des Angebots steht die Übernahme des Iveco-Aktienpakets der Investmentgesellschaft Exor in den Händen der Unternehmerfamilie Agnelli. Dort liegen 27,06 Prozent der Aktien und 43,11 Prozent der Stimmrechte. Exor hat der Übernahme bereits unwiderruflich zugestimmt. Gleiches gilt für die Führungsspitze des Unternehmens, dem Board of Directors.

Tata will mindestens 95 Prozent der frei gehandelten Aktien übernehmen. Der Kauf soll im ersten Quartal 2026 abgeschlossen werden. Der Kaufpreis für Iveco soll knapp vier Milliarden Euro betragen. Nicht eingeschlossen ist die Militärsparte Iveco Defense. Sie wird für 1,7 Milliarden Euro an den italienischen Rüstungskonzern Leonardo gehen, einem Partner von Rheinmetall. Dort könnten im nächsten Schritt die bisherigen Militär-Lkw von Iveco landen, beiderseitiges Interesse ist bekundet. Die Iveco-Aktionäre sollen für den Verkauf der Rüstungssparte eine Sonderausschüttung erhalten.

Iveco: 50 Jahre und viele Marken

Iveco – ein Kürzel für den nüchternen Begriff Industrial Vehicles Corporation – war 1975 als Zusammenschluss der Lkw-Sparte von Fiat, des italienischen Lkw-Fabrikats OM, des französischen Lkw-Herstellers Unic sowie Magirus-Deutz entstanden. Die Führung hatte mit einem Anteil von 80 Prozent Fiat. Außerdem hielt KHD als Mutterunternehmen von Magirus-Deutz für mehrere Jahre 20 Prozent. Im Laufe der Jahre stießen zahlreiche weitere Marken zum Konzern: Astra (Italien), Ford Trucks Europa (Großbritannien), International (Australien), Pegaso (Spanien), Seddon Atkinson (Großbritannien) sowie die Omnibussparte von Renault RVI. Iveco ist im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Verflechtungen eingegangen, zum Beispiel mit chinesischen Unternehmen oder der US-Marke Nikola.

Umsatz und Gewinn 2025 im Sinkflug

Im ersten Halbjahr 2025 litt Iveco unter rückläufigen Märkten in Europa. Der Transporter Daily erreichte in seinem Segment zwischen 3,5 und 7,49 Tonnen zulässiger Gesamtmasse im zweiten Quartal in Europa einen Marktanteil von 11,8 Prozent (Vorjahr 14,7 Prozent), bei Fahrgestellen mit Fahrerhaus nahezu unverändert 32,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Aufträge um sieben Prozent, lagen aber weiterhin unter den Auslieferungen. Im ersten Halbjahr lieferte Iveco nur 30 652 Transporter aus, nach 42 811 im Vorjahr. Der Umsatz von Iveco sank von 7,29 auf 6,81 Milliarden Euro, der operative Gewinn auf 302 (Vorjahr 495) Millionen.

Im zweiten Quartal erwirtschafteten die Lkw und Transporter einen Umsatz von 4,30 Milliarden Euro (4,90 Milliarden) und erzielten ein bereinigtes Ergebnis von 187 (342) Millionen Euro. Der Umsatz mit Omnibussen erreichte 1,23 (1,03) Milliarden Euro und einen Gewinn von 68 (53) Millionen. Die Militärsparte wuchs deutlich: 618 (498) Millionen Euro Umsatz, 83 (50) Euro Gewinn, Eine große Rolle spielt stets die Sparte Powertrain. Hier belief sich der Umsatz auf 1,66 (1,95) Milliarden, der Gewinn schrumpfte auf 77 (125 Millionen).

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