Mercedes Vito: fein gemacht

von | 24. Oktober 2023

Mercedes hat den Vito herausgeputzt, Premium heißt die Devise. Und die V-Klasse gönnt sich jetzt die große Show.
Mercedes-Benz AG – Global Communications Mercedes-Benz Cars & Vans

Fünf renovierte V-Modelle mit Stern, die Mercedes-Flotte wird zur Vlotte.

Mächtig bläht er wie ein temperamentvolles Vollblut die fast echten Nüstern: Der Mercedes Vito zählt zwar zu den Arbeitspferden, spielt aber nicht mehr das unattraktive Kaltblut. Der sattsam gestreute Mercedes-Begriff vom Luxus für die Pkw-Modelle ist zwar bei den Vans verpönt. Aber Premium, das muss schon sein, auch bei der Verpackung. Also trägt der Vito einen schneidigen Bugspoiler unter dem bulligen Stoßfänger. Wer’s feiner mag, ordert ihn in Wagenfarbe. Drüber prangt ein Grill mit dreimal Doppelripp und einem selbstbewusst großen Stern. Hinten leuchtet der Vito wie seine feinen Geschwister mit Lampen in Streifenoptik.
Mercedes spricht vom neuen Vito, das kommt in der Geschichte dieses Transporters häufiger vor. In seinen Grundfesten aber ist der Vito mittlerweile 20 Jahre alt. Zu erkennen ist es an seiner Grundform, an wesentlichen Abmessungen wie Radstand, Laderaum und den drei Längen. Das gibt’s seit 2003. Macht aber nichts, zwar besteht bei Transportern dank Auflösung von Lieferproblemen kaum noch Fachkräftemangel, aber Senioren sollen auch hier länger arbeiten. Der Vito hat es nicht verlernt, unterstützt von Straffungen hier und Aufspritzungen dort sowie immer wiederkehrenden Organspenden.

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Den eVito gibt es nun optional mit größerer Batterie und stärkere Maschine.

„Hey Mercedes“ – nun auch im Vito

Die aktuelle Transplantation betrifft eine neue Elektrik- und Elektronikstruktur, Voraussetzung für aktuelle Assistenzsysteme, wohl auch für MBUX, die Mercedes-Benz User Experience. Eigner eines jüngeren Sprinter wissen es längst zu schätzen, das Infotainmentsystem gehorcht aufs Wort: „Hey Mercedes“. An Bord des Vito fährt jetzt selbst beim schlichtesten Kastenwagen über das bisherige Personal hinaus serienmäßig ein ganzer Trupp von Assistenten mit: Notbrems- und Totwinkel-Assistent, aktiver Spur-Assistent und ein Geschwindigkeits-Assistent mit Warnfunktion beim Überschreiten von Tempolimits. Dann wären da noch eine Rückfahrkamera, der erneuerte elektronische Fahrzeugschlüssel und je nach Ausstattungslinie eine elektrisch betätigte Parkbremse. Mit diesen Helferlein erreicht der Vito Pkw-Niveau. Nicht Luxus, aber eben Premium.
Für weitere Unterstützer sind lediglich Kreuzchen auf dem Bestellblock und ein gut gefüllter Geldbeutel nötig. Die Assistenten halten Abstand und Geschwindigkeit ein, bewegen den Transporter in der Mitte der Fahrspur, parken ein und unterstützen beim Ausparken sowie dem Rangieren mit Anhänger. Sage also niemand, ältere Herrschaften wie der Vito hätten Scheu vor moderner Technik, der Transporter kennt keine Lernschwäche. Schließlich soll er bis zum Ruhestand noch einige Jahre anpacken. Dann wird die neue Elektro-Plattform Van.EA Schritt für Schritt das Regiment übernehmen.

Neu: Lenkrad, Instrumente und der Monitor

Für das Etikett Premium haben die Designer und Entwickler auch das Innere aufgefrischt. Und sich dabei beim angesehenen großen Bruder bedient. Ob die gut ablesbaren analogen Instrumente oder das farbige Display der Größe 5,5 Zoll mittendrin – Sprinter. Neu ist das Lenkrad, geprägt von Touchfeldern anstelle der bisherigen eindeutig bedienbaren Tasten. Anders auch als die Wisch-, Scroll- und Klick-Landschaft des Sprinter. Aus dessen Komponentenregal stammt der mittig montierte berührungsempfindliche Bildschirm im Format 10,25 Zoll.
Somit ist’s nun auch vorbei mit der bisher erdrückend klobigen Vito-Mittelkonsole. Links und rechts des Monitors sind die Luftdüsen nun ebenfalls rund im Stil eines Jet-Triebwerks geformt; außen nehmen neue offene Ablagen Kleinkram auf. Unten in der Mittelkonsole findet sich auf Wunsch eine offene Ablage für induktives Laden. Mercedes, um große Wort nie verlegen, fasst alles unter dem Begriff „industrial Design“ zusammen.

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Mehr Auswahl dank eines gut gefüllten Aggregate-Regals: Mercedes eVito.

Der Mechaniker kommt auf Wunsch ins Haus

Damit nicht genug. Die elektrisch angetriebenen Modelle kommunizieren nun direkt mit vielen Ladesäulen, eine manuelle Anmeldung per Karte entfällt. Obendrein führt eine intelligente Navigationsführung einschließlich wohlkalkulierter Ladepausen auf schnellstem Weg ans Ziel. Handfest ist ein neuer Service mit realen Assistenten: Wenn’s was zu reparieren gibt, kommen die Mechaniker auf Wunsch in den Betrieb, das reduziert Ausfallzeiten und vermeidet Wege. Indes bleibt Uptime, die vorausschauende Überwachung aller wesentlichen Komponenten in Echtzeit, dem Sprinter vorbehalten. Doch wer weiß, vielleicht beherrscht bei Fortsetzung der langen Karriere der nächste neue Vito auch dieses Kunststück.
Geblieben ist das Modellprogramm mit drei Längen, diversen Gewichtsvarianten,), mit Kastenwagen, Mixto und Tourer, Hinterrad- und Allradantrieb. Gestrichen ist der Vorderradantrieb für die Verbrenner. Und neben ihnen parkt der eVito mit seinem schlanken Programm des Kastenwagens in zwei Längen sowie der eVito Tourer mit zwei E-Motoren und Batterieformaten zur Wahl. Aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt – der nächste neue Vito und eVito, auch Van.EA, sie kommen ganz bestimmt.

V-Klasse: Darf’s etwas mehr sein?

Die klassische Frage von der Wursttheke stellt Mercedes bei seinen Pkw gar nicht erst, die Marke hat Luxus zum Programm erhoben. Das betrifft ebenfalls die feinen Geschwister des Vito, also die V-Klasse einschließlich dem Stromer EQV und dem Campingbus Marco Polo. Außen blitzt Chrom, gibt’s hier einen ganzen Sternenregen im Kühlergrill, dort einen Leuchtrahmen drumherum. Und in der Spitzenausführung probt der Stern wieder den aufrechten Gang auf der Kühlerhaube – prächtig.

Drinnen geht’s opulent weiter. Eine üppige Glasfassade dient als Basis für Monitore, Armaturen und Anzeigen. Die V-Klasse erhält zwei Schiebetüren, alle V-Modelle die neueste Generation MBUX. Mit „Fuel & Pay“ zahlen private Eigner an vielen Tankstellen ohne Gang zur Kasse. Er gibt neue und weiterentwickelte Assistenzsysteme. Es werde Licht: außen ein Fahrlicht mit 84 einzeln angesteuerten LEDs, innen eine Ambientebeleuchtung, wählbar aus 64 Farben. Die Energizing-Komfortsteuerung stellt sich mit Klimasteuerung, Musik und Ambientelicht auf das individuelle Wohlbefinden ein. Der einfache Marco Polo Activity auf Vito-Basis aber ist der Strategie bereits zum Opfer gefallen – zu wenig Luxus vermutlich.

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Neuer Grill und neuer Stoßfänger für den Vito, hier schmuck in Wagenfarbe.

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