Wohnmobil-Trend 2025 (VI): Wenn die Hormone kreisen

Auch die bravsten Marken bieten Campervans und Wohnmobile mit Allradantrieb. Wenn die Hormone kreisen: Allrad für alle – Wohnmobil-Trend 2025.

„Wenn die Hormone kreisen, geht der Verstand auf Reisen.“ Mit diesem Satz sicherte sich ein Lehrer von mir seinerzeit viele Lacher. Lange, sehr lange ist’s her. Der Caravan-Salon 2024 in Düsseldorf ist Geschichte. Die gut 250 000 Besucher sind weg, ein Trend der bleibt: Teils martialisch herausgeputzte Campervans und Wohnmobile mit Allradantrieb. Das Interesse ist groß. Braucht man 4×4 in Offroad-Verpackung? Kaum. Aber die Hormone kreisen…

Doch wie bei einem dicken SUV: Man könnte, wenn man wollte. Selbst wenn man in Europa schon weit fahren muss, um nicht ständig auf Verbotsschilder zu treffen. Aber manchmal beginnt das Abenteuer eben nicht in der Wüste, sondern bereits in Winsen/Luhe. Oder in Bad Waldsee. Und schon in der Garagen-Einfahrt. Inklusive einiger praktischer Nachteile unterwegs oder im Alltag. Aber man wird ja noch träumen dürfen.

Vom Hymer Vision Venture zu einer Flut von Allradmobilen

Den Trend gesetzt hat schon 2019 der Hymer Vision Venture, damals präsentiert als spektakuläre Studie. Draußen verpackt im Military-Look, drinnen höchst wohnlich eingerichtet. Abgeleitet davon hat Hymer die Serienmodelle Venture S für eine knappe Viertelmillion Euro. Und für weniger als die Hälfte den Campervan Grand Canyon S. Dazwischen platziert die Marke jetzt den Grand Canyon S Crossover.

Typisch für die Branche der Campervans und Wohnmobile: Wittert eine Marke einen Trend und bedient ihn, eilt die Meute rasch hinterher. Vorläufiger Höhepunkt war der aktuelle Caravan-Salon. Mit 4×4-Campingbussen unter anderem von Adria, Karmann, La Strada, dem Duo Pössl und Clever, Weinsberg, Westfalia und Yukon. Sogar der Malibu Genius mit Heckverlängerung trat als Performance-Modell auf. Die meisten auf Mercedes Sprinter 4×4, selten auf Ford Transit oder den Zwillingen MAN TGE/VW Crafter. Und gerne geschmückt mit reichlich Offroad-Lametta, von grobstolligen Reifen über eine stechend dreinblickender Light Bar und Trägersystem hoch oben bis zu Leiter und Reserverad am Heck.

Wohnmobil-Trend 2025: Mit teilintegrierten Wohnmobilen ab ins Abenteuer

Damit nicht genug: Auch aufgebaute Reisemobile tun längst so, als würden sie sich gleich durch Sand und Matsch wühlen. Ohne Rücksicht auf knapp sieben Meter Länge, großen Überhang, Breite und Aufbauhöhe. Hier hat Hymer mit dem teilintegrierten Wohnmobil MLT ebenfalls Zeichen gesetzt, nun gefolgt vom MLT 570 Crossover. Und bleibt nicht allein, klare Sache. So biegen inzwischen die eher für Kostengünstig-Braves bekannte Marke Dethleffs oder das gediegene Fabrikat Eura Mobil ins Gelände ab. Und die Angelegenheit funktioniert: Eura Mobil hatte vom Xtura seit Jahresbeginn bis zum Start des Caravan-Salons rund 300 Einheiten abgesetzt. Und es könnten alle noch erfolgreicher sein, gäbe es die aktuellen Stellantis-Modelle Fiat Ducato und Kollegen wieder mit Allradantrieb.

Mancher geht noch einen Schritt weiter. Etwa Iveco mit dem Daily 4×4 als Modell Switch und Ausbau von Hünerkopf. Ein Fall für Hartgesottene. Der Iveco schlägt bereits den Bogen zu den Expeditionsfahrzeugen, die in einer eigenen Liga spielen. Und mancher tut nur so als ob. Siehe auf dem Salon-Stand von MAN ein TGE mit Westfalia-Ausbau Sven Hedin (Entdecker!) auf dicken Reifen, aber ansonsten laut Beschreibung unten ohne.

Wenn der Puls klettert und beim Einstieg die Hosennaht platzt

Wohnmobil-Trend 2025: Die Allradler wecken Emotionen. Auch wenn parallel zum Puls die Preisliste klettert. Oder die Hosennaht reißt, denn der Einstieg in den Sprinter 4×4 ist rund zehn Zentimeter höher als gewohnt. Die zusätzliche Technik treibt das Gewicht rasch über die magische Grenze von 3,5-Tonnen für die zulässige Gesamtmasse. Und steigert den Dieselverbrauch. Doch was soll’s. Schließlich haben wir gelernt: „Wenn die Hormone kreisen, geht der Verstand auf Reisen.“

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