Ford-Jubiläum: 100 Jahre Ford in Deutschland
Los ging’s in Berlin: 1925 begann Ford mit der Montage des Model T in der Hauptstadt. 1930 folgte der Umzug nach Köln. Lieferwagen und Lkw bildeten den Grundstock, gefolgt 1953 vom Ford FK 1000. Mitte der sechziger Jahre war’s vorbei mit der Transporter-Fertigung in Deutschland. Bis 2018 eine Zusammenarbeit mit Streetscooter für einen großen E-Transporter begann – ein Strohfeuer, denn Streetscooter scheiterte. Heute feiert Ford in Deutschland Erfolge mit Transportern, doch was Werke und Beschäftigte hierzulande angeht, sind dunkle Wolken über Köln aufgezogen.
Kenner wissen es: Es gab Ford-Transporter und Lkw lange vor dem Ford Transit. Und dies sehr erfolgreich. 1925 baut Ford mit Unterstützung von Ford Dänemark(!) eine Montage in Deutschland auf, in der Metropole Berlin, wo sonst. Die Fahrzeugteile des legendären Model T liefert Ford aus den USA. Zunächst waren die Lieferwagen-Ausführungen begehrter als die Pkw.
1930 zieht Ford nach Köln um, der dortige Oberbürgermeister heißt Konrad Adenauer. An der Grundsteinlegung des Werks nimmt Henry Ford teil. Er ist auf dem Werksgelände am Rheinufer in Form einer Stele mit einem seiner Wahlsprüche verewigt: „Und trotzdem vorwärts.“ 1931 läuft als erstes Auto ein leichter Lkw des Typs AA vom Band, heute würde man von einem Transporter sprechen, seinerzeit ist der Begriff noch unbekannt. „Die neue Kraft im Warentransport“, wirbt die damalige Ford Motor Company. Schritt für Schritt baut Ford seine Position zu einer der Top-Marken in Deutschland aus. Bei den Nutzfahrzeugen belegt Ford in den dreißiger Jahren gar Platz eins in der Zulassungsstatistik. Ford wird als deutsches Unternehmen gelistet, Markenzeichen ist für Jahre und Jahrzehnte der stilisierte Kölner Dom. Kurios: Im Zweiten Weltkrieg stehen sich dann Ford-Lkw unterschiedlicher Herkunft auf den Kriegsschauplätzen gegenüber.
Unmittelbar nach Ende der Kriegshandlungen darf Ford als erstes deutsches Automobilwerk wieder produzieren, die amerikanischen Besitzverhältnisse machen es möglich. Ford-Lkw aus Köln erreichen erneut sehr respektable Stückzahlen. Sie drehen nach einigen Jahren allerdings wegen unzuverlässiger Zweitakt-Dieselmotoren ins Abseits. Anfang der sechziger Jahre ist Schluss. Spätere Anläufe mit dem leichten Lkw Ford Cargo und dem mächtigen Transconti sind nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt.
Anders die Transporter. Ford gewinnt Anfang der fünfziger Jahre mit Alfred Haesner den technischen Vater des VW Transporter als Entwicklungs-Chef. Er legt letzte Hand an am neuen FK 1000 (FK = Ford Köln). Die neu gegründete Styling-Abteilung von Ford zeichnet aus eher ungeschlacht aussehenden Prototypen zusammen mit der Karosseriefirma Drauz/Heilbronn eine höchst attraktive Karosserie. Im Frühjahr 1953 feiert der FK 1000 seine Premiere auf der IAA. Mit Drauz arbeitet Ford schon seit den dreißiger Jahren zusammen. Das Unternehmen liefert Ford Karosserien für Cabrio-Limousinen, ebenfalls Lkw-Fahrerhäuser und schließlich auch die Aufbauten des neuen FK 1000. Der Transport erfolgt per Schiff über Neckar und Rhein, je nach Witterung und Wasserstand der Flüsse durchaus problematisch für die Serienfertigung in Köln.
Das funktioniert trotzdem mit dem FK 1000, später Taunus Transit bis 1965. Für seinen Nachfolger führt Ford unter amerikanischer Hoheit die bisher unabhängig voneinander entwickelten und produzierten Transporter seiner europäischen Töchter aus Deutschland – Taunus Transit – und Großbritannien – Ford Thames – zusammen. Es ist nach Ford-Zählung die Geburtsstunde des Transit. Die heimische Fertigung ist damit passé. Das Werk in Köln konzentriert sich erfolgreich auf eine Vielzahl von Pkw. Hinzu kommt ein Forschungszentrum in Köln-Merkenich, später in Aachen, sowie ein Werk in Saarlouis.
Inzwischen allerdings schrumpft Ford in Deutschland seit Jahren. Das Werk Saarlouis steht vor dem Aus, das Forschungszentrum in Aachen ist geschlossen. In Köln setzt Ford auf die Fertigung der E-Pkw Explorer und Capri auf Basis einer VW-Plattform, kein leichtes Unterfangen. Zwischenzeitlich sind auch wieder Transporter heimisch: Ford fertigt kurzzeitig für Streetscooter auf Basis eigener Fahrgestelle mit Fahrerhaus sowie zugelieferter Streetscooter-Komponenten und Aufbauten Zustellfahrzeuge für die Post/DHL.
Und trotzdem vorwärts? Die Stele mit dem Motto von Henry Ford steht unverändert seit 1931 auf dem Werksgelände. Mit Blick auf Entwicklung, Fertigung und Zahlen der Beschäftigten geht es bei Ford dagegen rückwärts. Trotz der höchst erfolgreichen Modellfamilie des aktuellen Transit, fast könnte man – auch mit Blick auf die finanziellen Ergebnisse – von einem Transporterhersteller mit angeschlossener Pkw- und SUV-Fertigung sprechen.
Hier geht es zu den aktuellen Transit-Modellen:
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Ford Transit Courier: pur statt Verschnitt – Experten-Test
Experten-Test: neuer Ford Transit Custom
Experten-Test: Ford-E-Transit
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