Experten-Fahrbericht: der neue Kia PV5 Cargo

von | 6. Oktober 2025

Neue Transporter-Marke, neues E-Auto – die Spannung ist groß. Experten-Fahrbericht: der neue Kia PV5 Cargo.
Kia

Kia PV5 – Transporter der anderen Art.

Der hat was vor: Kia krempelt für den neuen E-Transporter PV5 die Ärmel hoch, ganz weit hoch. Er ist Vorläufer einer völlig neuen Modellfamilie. Und, da sprichwörtlich auf einem weißen Blatt Papier entstanden, ganz anders als andere.

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Karosserie im Windkanal geglättet und geschliffen.

Das Design: markante Optik, windschlüpfige Karosserie, praktische Details

Zusammengekniffene LED-Scheinwerfer, bulliger Grill, scharf geschliffene Tagfahrleuchten – der neue Kia PV5 blickt grimmig und angriffslustig drein. Die Proportionen mit minimalem Überhang vorn und vergleichsweise langem Radstand von drei Metern bei lediglich 4,7 Meter Länge deuten auf die konsequente E-Plattform hin. Praktische Themen waren mitbestimmend: Die mehrteilige Frontpartie ist reparaturfreundlich, Radläufe und Flanken sind gut geschützt. Kräftige Türgriffe sind für Fahrer mit Pranken gedacht.

Dazu ist der E-Transporter aus dem Windkanal geflutscht, von der variablen Kühlerjalousie über weit nach vorn gezogene A-Säulen bis zur glatten, dezent gerundeten Karosserie und einem weitgehend komplett abgedeckte Unterboden. Kia nennt einen ausgezeichneten Luftwiderstandsbeiwert von cw=0,286, wichtig für ein E-Modell mit Blick auf Stromverbrauch und Reichweite. Neben der Aerodynamik senkt auch eine Wärmepumpe für die Klimatisierung den Verbrauch, Kia gibt nach Norm rund 19 kWh an.

Das Cockpit: viel Platz, etwas düsteres Ambiente, zahlreiche Ablagen

Bitte einsteigen: Die breiten Türen des Kia PV5 fallen satt ins Schloss. Drinnen sieht’s im Kastenwagen-Cockpit etwas düster aus, der Bus namens Passenger ist heller ausstaffiert. Die Hand streicht über leicht genarbte Materialien – nicht edel, nicht zu schlicht, Transporter-Niveau. Platz für zwei gibt’s in Hülle und Fülle, selbst für Riesen. Die Besatzung nimmt auf angenehm gepolsterten Sitzen Platz. Ein Beifahrer-Doppelsitz folgt im kommenden Jahr. Das Raumgefühl ist dank der weit vorgezogenen Windschutzscheibe und sehr niedriger Gürtellinie der Türfenster gut. Eher durchschnittlich fällt dagegen die Sicht durch die Außenspiegel aus, beide ohne Weitwinkelfeld. Doch Obacht, beim Blinken folgt die Überraschung: Der Kia blendet ein Bild der entsprechenden Seite ins Instrumentenfeld vor dem Fahrer ein. Dessen Monitor ist angefüllt mit allerhand Zahlen, wirkt daher ein wenig unübersichtlich. Anders der 12,9-Zöller in der Mitte der Armaturentafel mit Navi oder zahlreichen weiteren Informationen und Anzeigen.

Auffallend sind viele Ablagen, zu den üblichen Fächern gesellen sich eine Mittelkonsole sowie Stauräume in den Sitzkonsolen und sogar unter Bodendeckeln. Das kleine Lenkrad ist im Stil der Zeit angedeutet quadratisch geformt, liegt gut in der Hand. Schlüsselloser Start und elektronische Feststellbremse sind selbstverständlich. Fahrtrichtung per Lenkstockhebel wählen, auf geht‘s.

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In der Fahrerkabine ist Platz für Große, der Doppelsitz folgt.

Der Antrieb: Motor vorn, gelassenes Temperament

Den Testwagen befeuert eine Kombination aus E-Motor mit 120 kW Leistung und 250 Nm Drehmoment, versorgt durch eine Lithium-Ionen-Batterie mit nutzbaren 71,2 kWh – da hat jemand exakt nachgerechnet. Macht in der mittleren „Plus“-Ausstattung netto 36 811 Euro. Es geht auch gut 3000 Euro billiger, mit einfacherer und deutlich kleinerer LFP-Batterie (51,5 kWh) und 89 kW. Die vorn angesiedelte E-Maschine treibt die Vorderräder an, in E-Zeiten nicht mehr selbstverständlich, aber als kompakte Einheit platzsparend im Vergleich zu Hecktrieblern à la VW ID. Buzz. Ein günstiges 400-Volt-Netz soll genügen. Geladen wird an der Wallbox mit 11 oder 22 kW, an der Schnellladesäule mit bis zu 150 kW, das ist recht fix.

Der Kia PV5 ist kein Springinsfeld: Mit 400 Kilogramm Ballast im Heck plus gut vier Zentner für Fahrer und Beifahrer im Cockpit setzt sich der Kia zwar nicht langsam, aber gelassen in Bewegung, egal in welchem der drei Fahrprogramme. Sie werden per Taste unterhalb der Prallplatte des Lenkrads ausgesucht. Bei 135 Sachen ist Schluss, praxisgerecht für einen Transporter ohne Ambitionen als Autobahnrenner. Die Rekuperation – gewählt über Schaltpaddel hinter dem Lenkrad – differiert zwischen leichtfüßigem Dahingleiten und Ein-Pedal-Modus.

 

Das Fahrwerk: komfortabel und leise

Auffallend ist das sanftmütige Fahrverhalten des Kia PV5. Die Vorderachse mit ungewohnten Doppelquerlenkern – das passt räumlich, weil die E-Antriebseinheit wenig Platz benötigt – bügelt Fahrbahnunebenheiten ebenso glatt wie die schraubengefederte Verbundlenker-Hinterachse. Dazu ist der Transporter mit 11,7 Meter Wendekreis – gemessen zwischen Wänden – recht handlich. Angenehm: An Bord herrscht unterwegs Ruhe. Wegen des leisen E-Antriebs, den geringen Fahrwerksgeräuschen und zusätzlich einer Akustikverglasung der Türscheiben, die hat sonst keiner.

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Ungewöhnlicher Laderaum: schlanke Schiebetür, extrem niedrige Ladekante, störende Einbauten um die Radkästen.

Der Laderaum: extrem niedriger Boden, knappe Schiebetür, überschaubare Nutzlast

Weiter hinten wird’s dann richtig spannend. Der Kia PV5 schiebt sich mit seinen Abmessungen von 4,7 Meter Länge und je 1,9 Meter Breite und Höhe zwischen kompakte Lieferwagen und klassische Transporter, die sich inzwischen auf rund fünf Meter strecken. Mit 4,4 Kubikmeter Volumen und 2,2 Meter Ladelänge duelliert er sich daher eher mit dem gleichgroßen Stromer VW ID. Buzz Cargo und dem kommenden Flexis/Renault Trafic E-Tech in Kurzausführung.

Der Kia PV5 kann was, aber er kann nicht alles. Prima: Die Heckflügeltüren öffnen simpel per Hebeldruck auf 180 Grad, der Laderaum ist teilverkleidet und per LED beleuchtet. Auffallend: Die Ladekante liegt trotz Batteriepaket im Untergrund mit 419 Millimetern im Heck extrem niedrig, der Kia PV5 ist der wahre Flachmann seiner Klasse. Indes passt die Europalette wegen der Fahrwerks-Einbauten rund um die Radkästen nicht quer hinein, der Abstand misst hier lediglich 930 Millimeter. Weiter vorn ist wiederum die Schiebetür mit 775 Millimetern zu knapp für eine Palette.

Zur Beladung mit zwei Paletten muss daher der Stapler mit den ganz langen Gabelzinken her und die Palette quer über die heckseitigen Einbauten hinweg hineinzirkeln. Der zweite Ladungsträger kommt längs hinterher. Zwei Paletten längs passen nicht. Alternative, falls die Ladehöhe eine geringere Rolle spielt: Die Engstelle im Heck lässt sich per Zwischenboden überbauen. Beim PV5 Passenger nutzt Kia den Keller konsequent: Das untere Segment im Heck ist abgedeckt und bietet Platz für Kleinteile.

Beachtung verlangt auch die Zuladung. Mit knapp unter zwei Tonnen zählt der Kia PV5 trotz recht großer Batterie zu den Leichtgewichten. Verantwortlich ist dafür viel Feinarbeit, etwa mit Aluminium-Komponenten der Radaufhängung vorn. Jedoch beschränkt Kia die zulässige Gesamtmasse auf 2,65 Tonnen. Entsprechend überschaubar ist die Nutzlast, ebenso die Anhängelast von höchstens 750 Kilogramm. Als Frachter stößt der neue PV5 also je nach Einsatz an seine Grenzen. Geht da noch was? Die Verantwortlichen deuten es an. Und es gibt Auswege.

Die Zukunft: PV5 als Starterkit – da kommt noch was

Zu wenig Platz an Bord? Der Kia PV5 wird in dieser Länge auch mit einem milden Hochdach antreten, dann wächst er um rund 30 Zentimeter, macht fünf Kubikmeter Laderaum. Im Zulauf ist ebenfalls ein Fahrgestell mit Fahrerhaus, in dieser Liga der kompakten Transporter selten, bei Lieferwagen sowieso. Verstärkung rollt zusätzlich in Form einer 20 Zentimeter knapperen Kurzausgabe des Kastenwagens an, hier ist der hintere Überhang kupiert. 2027 folgt dann der größere Bruder Kia PV7. Er streckt sich auf 3,39 Meter Radstand, 5,27 Meter Länge und 2,12 Meter Höhe und attackiert sämtliche Klassiker dieser Klasse, verfehlt allerdings das typische Garagen-Höhenmaß. Klare Sache: Es bleibt also spannend.

Das Video zum Fahrbericht: https://youtu.be/svytxHRlBXg

Weitere Infos zum neuen Kia-Transporter:
Kia PV5 Cargo auf der Nufam: ein Transporter, drei Varianten
Kia PV5: Alles über die Transporter-Neuheit des Jahres

 

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