Experten-Vergleich: VW Transporter/Ford Transit Custom
Wir wissen es, Ford und VW machen bei mehreren Transporter-Projekten gemeinsame Sache. Jüngster Coup ist die neue Generation von VW Transporter/Ford Transit Custom. Wesentliches ist hier wie dort identisch. Doch es gibt Unterschiede. Ford ist früher dran, das Modellprogramm ist anders und auch die Optik. Schauen wir genauer hin.
Da wäre der Antrieb, ob Dieselmotoren, der Plug-in-Hybrid und die vollelektrischen Ausführungen – hier wie dort identisch. Basierend auf Ford-Komponenten, auch wenn bei VW die Buchstaben TDI auf den Dieselmotoren stehen. Das Fahrwerk? Gleich. Indes technisch VW-lastig, denn eine schraubengefederte Schräglenker-Hinterachse gab’s beim Transit Custom noch nie. Der Rohbau der Karosserie ist identisch, damit ebenso die Abmessungen außen wie innen, auch die Gewichte. Abgesehen von ein paar Gramm oder Millimetern hin oder her.
Deutliche Unterschiede gibt es beim Modellprogramm der Nutzfahrzeug-Ausführungen. Beide haben Kasten in zwei Radständen, den Kombi oder eine Kastenwagen-Doppelkabine. Dazu geschmückte Varianten, bei VW niedersächsisch-bodenständig der Panamericana, bei Ford der britisch-schräge MS-RT. VW bietet im Unterschied zu Ford Hochdach-Varianten für den kurzen und den langen Radstand. Eine ganze Caravelle-Flotte als Alternative zum Tourneo. Und dann wäre da die Doppelkabine, ab 2026 allein bei VW im Programm, geschätzt bei Kommunen, Bau und Handwerk. Ford hat mit dem Campervan Transit Nugget ebenfalls ein eigenes Modell, der neue VW California dagegen basiert auf dem Multivan.
Die Fertigung: nicht ganz identisch. Beide Baureihen fertigt zwar Ford Otosan in Kocaeli/Türkei. Größte Anteilseigner an diesem Joint Venture sind mit je 41 Prozent die türkische Koc-Gruppe und Ford, weitere 18 Prozent werden an der Börse in Istanbul gehandelt. Im Werk jedoch laufen Transit Custom und Transporter über zwei verschiedene Bänder, VW betont die eigene Qualitätskontrolle.
Nähern wir uns der Verpackung der beiden Transporter. Beide ähneln sich auf den ersten Blick, abgesehen vom Grill. Doch umfangreich ist, was sie trennt. Das erklärt Albert Kirzinger, der langjährige Design-Chef von Volkswagen Nutzfahrzeuge am Objekt anhand des Außendesigns.
Was ist am neuen Transporter ein VW? „Alles“, reagiert Kirzinger selbstbewusst. „Die komplette Grundskulptur dieses Fahrzeugs ist eindeutig VW Transporter“, beginnt er, „klar, glattflächig und wohlproportioniert. Auch wenn das Mittelsegment mit der Schiebetür ein Gleichteil ist, es ist eindeutig ein Volkswagen.“ Weiter: „Physisch teilen wir uns die Seitenteile, die Schiebetür und das Dach.“ Und die Scheiben.
Auch die Motorhaube? „Nein, nein, nein”, wehrt Kirzinger vehement ab. Und legt nach: „Wir sind wesentlich kompakter, die Front fällt deutlich stärker ab.“ Der Grill hat nichts miteinander zu tun, auch nicht Scheinwerfer und Stoßfänger – „nichts ist gleich, alles ist einzigartig“. Und er beschreibt geradezu liebevoll die in die Tiefe des Gehäuses gehenden „sauber gestaffelten“ VW-Lampen. „Typische Elemente, die man über Generationen wiederfindet.“
Die Fahrerhaustür ist dezent unterschiedlich. Der Designer fährt mit der Hand entlang der Karosserie, zeigt Linien und Verbindungen, sie führen zu einem geschlossenen Erscheinungsbild. „Wir haben hier diese Grundlinie, die rundumläuft.“ Typisch VW. Der Hinweis auf die „Bulli-Linie“ darf nicht fehlen. Nun ja, es könnte hier auch eine Transit-Linie sein. Die Seite hinten ist gleich, auch der Knick der Gürtellinie nach oben. „Das war in dieser Länge ein Entgegenkommen“, erläutert Kirzinger.
Das Heck? „Das ist alles Volkswagen.“ Fast jedenfalls: „Die Grauzone unten, die der Kunde nicht wahrnimmt, die ist identisch.“ Auch der Stoßfänger. Aber dann: „Der Ford hat zum Beispiel eine längere Rückleuchte.“ Kirzinger zeichnet mit den Händen das mittlere Segment des Hecks nach: „Wir haben hier ein ikonisches Teil, mit dem wir einschließlich LED in die Breite gehen. Das sind Volkswagen-Elemente wie bei Crafter und Amarok.“
Drinnen ist die identische Grundform des Cockpits augenfällig. Auch von Lenkstockhebeln oder Luftdüsen. Linkerhand das Bedienfeld fürs Licht, mit Drehrad, keine VW-Touchfläche. Aber dann: Ford mit einem angedeutet viereckigen Lenkrad, bei VW kreisrund. Andere Lenkradspeichen, markentypische Tasten. Hier wie dort sind die beiden Monitore eigenwillig gestuft miteinander verbunden. Oben mittendrin der Startknopf, mittig unterhalb des Touchscreens die Taste für die Feststellbremse, dazu ein Drehregler für die Lautstärke der Unterhaltungselektronik.
Die Instrumente glimmen jeweils digital, versteht sich. Sind indes völlig gegensätzlich gezeichnet: im Ford verspielt bis zur Grenze des Erkennbaren, bei VW nach Art des Hauses klar gestaltet, bestens ablesbar. Unterschiedlich ist auf der Fahrerseite ebenfalls die Abdeckung oberhalb der Armaturentafel einschließlich der Ablagen.
Schließlich gibt es noch Differenzen ganz anderer Art, das unterschiedliche Händlernetz, die jüngst eingeführte Fünfjahres-Garantie von VW. Eine Binsenweisheit ist der genaue Blick auf Preislisten, Ausstattungen und Leasing-Konditionen. Gemeinsame Sache heißt eben nicht, dass alles identisch ist bei VW Transporter und Ford Transit Custom.
Und hier sind Tests und Fahrberichte der neuen Transporter:
Experten-Fahrbericht: neuer VW Transporter – Land des Lächelns
Ford E-Transit Custom MS-RT: Lustwagen oder Lastwagen?
Experten-Test: neuer Ford Transit Custom

