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Ford E-Transit Custom MS-RT: Lustwagen oder Lastwagen?

von | 26. Mai 2024

Randolf Unruh

Unverkennbarer Auftritt: Ford E-Transit Custom MS-RT, Lastwagen und Lustwagen zugleich.

Der heißeste E-Transporter kommt von Ford: Der E-Transit Custom MS-RT ist ein Fest für die Sinne. Lustwagen oder Lastwagen? Experten-Fahrbericht.

Friedlich parkt der Grüne inmitten seiner Kollegen. Streckt sich im Sonnenschein, schlürft angeleint bei wohlig-warmen Temperaturen ein paar Kilowattstunden Strom wie manche ein frisches Weißbier. Aber irgendwas ist anders. Da wäre die grelle Farbe namens Yellow Green. Grün wie Kermit der Frosch aus der Sesamstraße. Außerdem zeigt Ford enormes Talent als Geflügelzüchter: Ins Auge fallen vor allem hinten zwei Heckflügel links und rechts. Sehr exaltiert, ebenso wie der hintere Stoßfänger mit Diffusor-Optik. Dann wären da noch Seitenschweller und eine neue Frontschürze. Eine extrovertierte Verpackung, nichts für Schüchterne.

Ford und seine Supervans – der MS-RT als Freudenspender

Wir wissen es inzwischen, die einst so brave Mittelklasse-Marke Ford steigt aus klassischen Fahrzeugsegmenten aus. Ob Fiesta, Mondeo und bald auch Focus, alles Vergangenheit. Aber Transporter können sie bei Ford. Und wie. Traditionell in Europa britisch geprägt, zeigt Ford innerhalb der großen Transit-Familie überdies immer wieder Augenzwinkern und britischen Humor. Bietet seit vielen Jahren erfolgreich den Transit Custom Sport im Streifendesign an. Verwandelt einen E-Transit Custom in bester Tradition seiner Supervans in einen spektakulären Renner mit rund 1500 kW Leistung. Und legt seit Frühjahr den extrem extrovertierten Transit Custom MS-RT auf. MS-RT, das steht für reichlich Erfahrung im Motorsport. Jetzt auch in einer E-Variante. Wo drumherum fast alle E-Anbieter geradezu verzweifelt die Nützlichkeit und Vernunft ihrer blaustrümpfig-verhärmten Transporter betonen, haben sich Designer und Entwickler ausgetobt. Der neue E-Transit Custom MS-RT: Lustwagen oder Lastwagen?

Rennt fix und liegt gut

Das will erprobt sein, also einsteigen und losfahren. Die Sitzpolster sind blau gemustert, die Rückenlehne zeigt ausgeprägte Seitenwangen, das Lenkrad trägt farbige Ziernähte. Und damit der Steuermann stets weiß, wo es lang geht, oben eine Zwölf-Uhr-Markierung wie ein echter Racer. Zur Verpackung gesellt sich Inhalt, bringt es der Elektromotor im Bereich der Hinterachse doch aus dem Stand auf deftige 210 kW Leistung. Das Drehmoment beläuft sich wie bei den zahmen E-Varianten des Transporters auf 415 Nm, auch nicht von schlechten Eltern. Der MS-RT fährt nicht an, er reißt sich los. Perfekt geregelt, ohne Radierung auf dem Asphalt. Die Kiste mit Ballast im Heck des Frachters ist nicht zu spüren. Der Quietschgrüne beschleunigt vehement, schert souverän auf die Autobahn ein, rennt dort bei Bedarf 150 Sachen schnell.

Der wilde Stromer liegt gut, auch dank des niedrigen Schwerpunkts wegen der Batterie im Untergrund. Ist dabei nicht unkomfortabel, sondern benimmt sich gesittet. Die elektrische Lenkung agiert etwas zickig-zackig. Kein Wunder, angesichts von 19-Zoll-Rädern mit 235/50er Bereifung. Durch die Speichen der anthrazitfarbigen Leichtmetallräder schimmern blaue Bremssättel.

Schleppt viel und verbraucht wenig

Ein Transporter nur fürs Herz und nicht fürs Hirn? Von wegen. Der E-Transit Custom MS-RT trägt eine knappe Tonne Nutzlast und darf wie seine Geschwister 2,3 Tonnen ziehen. Ford liefert für den Laderaum des Eilfrachters auf Wunsch einen Holzboden, Seitenverkleidungen und Airline-Schienen, sogar Regalsysteme in Verbindung mit den Spezialisten von Sortimo. Womit sich der Fahrer des Grünen in den schnellsten Klempner oder Monteur unter der Sonne verwandelt.

Tempo auf dem Weg zur Arbeit muss keine Sünde sein. Im Unterschied zu blubbernden oder nagelnden Verbrennern zieht so ein E-Motor nur so viel Saft aus der Batterie, wie der Fahrer per Fahrpedal abruft. Am Ende einer ersten, gut gemischten und teils forciert gefahrenen Runde nennt der Bordrechner einen Schnitt von 25 kWh auf 100 Kilometer. Völlig in Ordnung. Auch wenn sich die Reichweite angesichts der mutzbaren Kapazität von 64 kWh der Traktionsbatterie dann auf rund 250 Kilometer beschränkt.

Der will nicht nur spielen, der beißt auch

Fazit: Der E-Transit Custom Sport tut nur als ob, er beißt nicht, er will nur spielen. Der E-Transit MS-RT dagegen beißt kräftig zu. Das macht sich auch in der Preisliste bemerkbar. Sie beginnt mit nahezu kompletter Ausstattung für den Stromer bei netto 66 950 Euro.

Die inoffizielle Hymne der Briten lautet: Rule, Britannia! Britannia, rule the Waves. Dieser Refrain wird vorzugsweise aus vollem Hals geschmettert. Gern auch hinter dem Steuer dieses Super-E-Transporters. Der Inhalt passt zu den stets britisch angehauchten Ford-Transportern, zum wilden Giftgrünen ohnehin. Ford E-Transit Custom MS-RT: Lustwagen oder Lastwagen? Beides, ganz klar. Und nun zurück an die Leine, Pause an der Ladesäule.

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