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Stellantis: Vans von Citroen, Fiat, Opel und Peugeot runderneuert

von | 31. Oktober 2023

Simona Alampi

Die neue Stellantis Flotte

Ein spektakulärer Elektroantrieb, ein Facelift für sämtliche Transporter, ambitionierte Ziele und eine neue Dachorganisation: Der Stellantis-Konzern setzt auf Transporter.

Worte sind Schall und Rauch? Nicht bei Stellantis. Hier fasst man nun sämtliche Transporter-Aktivitäten der Marken Citroen, Fiat, Opel und Peugeot in einer neuen Dachorganisation zusammen. Mit klaren Zielen: „Wer Nummer eins sein will, muss Ford schlagen“, formuliert Van-Chef Jean-Philippe Imparato. Und nachdem Ford seine Van-Organisation seit einiger Zeit unter die Überschrift „Ford Pro“ stellt, firmiert sie bei Stellantis einfach als „Stellantis Pro One“ und setzt sich auf die Überholspur. Die neue Verpackung soll vor allem intern sichtbar sein, schließlich erzielt Stellantis rund ein Drittel seines Umsatzes mit Lieferwagen und Transportern. Weil eine neue Hülle allein aber keinen Erfolg sichert, erneuert Stellantis in einem Kraftakt sämtliche Vans. Das Quartett Citroen, Fiat, Opel und Peugeot ist mit jeweils drei Baureihen aktiv: Lieferwagen, Kompakt-Transportern und großen Transportern. Macht zusammen zwölf Baureihen. Und alle tragen jetzt ein neues Gesicht, sind mit einem neuen Infotainment und Assistenzsystemen sowie mit digitalen Cockpits ausgestattet. Updates Over The Air (OTA) sind nun durchweg möglich, damit die Überholspur belegt bleibt.

E-Quartett komplett neu aufgesetzt

Die wahren Stars der neuen Transporter-Generation sind die Elektrovarianten der vier großen Brüder. Gefertigt werden sie traditionell in Süditalien und inzwischen als Kastenwagen zusätzlich in Polen. Bisher gab es, historisch gewachsen und gewuchert, zwei technisch unterschiedliche E-Zweige: hier der Fiat Ducato mit einem werkseigenen Umbau in Turin, dort Citroen Jumper, Opel Movano und Peugeot Boxer in Zusammenarbeit mit einem Partner in der Türkei. Umständlich, nicht gerade der nächste Weg. Allen war anzumerken, dass der E-Antrieb nachträglich aufgepfropft wurde.

Jetzt hat Stellantis komplett neu angesetzt, mit einem einheitlichen Elektroantrieb, perfekt integriert und in den Produktionswerken eingebaut. Mit diesem Schritt erhält das E-Quartett einen E-Motor mit – hört, hört – 200 kW Leistung und 410 Nm Drehmoment. Es gibt je nach Anforderung auf Tastendruck drei Fahrmodi sowie vier Rekuperationsmodi, regulierbar mittels Lenkradpaddles. Die Batterie verfügt durchweg über deftige 110 kWh Kapazität. Stellantis errechnet daraus optimistisch eine Reichweite von 420 Kilometern. Dabei hilft die serienmäßige Wärmepumpe für eine stromsparende Klimatisierung. An der Schnellladestation bunkern die Transporter mit bis zu 150 kW Ladeleistung in einer Stunde Strom von zehn bis 80 Prozent der Kapazität.

Der Preis? Könnte interessant werden

Transporter-Produktchef Luca Marengo bestätigt es auf Nachfrage: Mildere Varianten wird es nicht geben. Sofern sehr hohe Nutzlast gefragt ist, soll es die Variante mit 4,25 Tonnen zulässiger Gesamtmasse richten, so Marengo. Und gern fügt er an, dass Stellantis den vier E-Transportern 2,4 Tonnen Anhängelast zubilligt. Werden die E-Vierlinge angesichts der fetten Batterie teuer? „Lassen Sie sich überraschen“, lächelt Luca Marengo. Es bleibt beim Vorderradantrieb, doch man wird davon ausgehen können, dass Marengos Ingenieure den dynamischen Motor transportergerecht zügeln. Sie lassen die großen E-Transporter mit bis zu 130 Sachen laufen. Und noch ein Plus: Die gewichtige Batterie im Keller der Vans sollte den Transportern die bisher so typische Härte nehmen.

Die gut abgestimmte elektrische Lenkung mit variabler Unterstützung kennen Fahrer des Ducato bereits. Von ihr profitieren nun auch seine drei Geschwister. Ebenso von einer Vielzahl Assistenzsysteme, einer elektrischen Parkbremse, dem schlüssellosen Zugang und Start sowie neuen Multifunktionslenkrädern mit handfesten Tasten. Alle erhalten nun digitale Instrumente, unterlegt mit markentypischen Farben. Sie wirken auf den ersten Blick sehr übersichtlich. Dazu gibt’s einen Monitor im Format zehn Zoll in der Mitte. Die Bedienung der Klimatisierung ist dankenswerterweise separat angeordnet.

Aufbauer registrieren sowohl bei der großen als auch den kompakten E-Transportern einen neuen elektrischen Nebenabtrieb (E-PTO) von der Traktionsbatterie mit 5 kW Leistung. Genug zum Beispiel für den Antrieb von Kühlgeräten im Rahmen temperaturgeführter Transporte. Lamberet hat bereits einen Acht-Kubikmeter-Koffer aufgebaut, spart sich dank des PTO eine Zusatzbatterie für den Betrieb der Kältemaschine.

Brennstoffzelle für die Großen

Aber E funktioniert auch anders. „Wir haben Antworten auf alle Fragen“, kündigt Transporter-Vize Xavier Peugeot an. Auf die kompakten Transporter mit Brennstoffzellenantrieb mittlerer Größe folgen nun die großen Baureihen. Die bekannte Brennstoffzelle mit 45 kW Leistung kombiniert Stellantis mit einem Elektromotor von 110 kW/400 Nm. Da Brennstoffzellen träge reagieren, ist auch hier eine Pufferbatterie mit nominell 11,3 kWh Kapazität zwischengeschaltet. Der Vorrat an Wasserstoff beläuft sich bei den großen Jungs auf sieben Kilogramm. Gebunkert in Gasbehältern mit 700 bar Druck, entsprechend Pkw-Gepflogenheiten.

Los geht’s mit diesen Varianten, Hydrogen genannt, im zweiten Quartal 2024. Vorteil dieses E-Antriebs sind eine Reichweite von rund 500 Kilometern und rasche Tankungen. Nachteil ist die fehlende Infrastruktur: In Deutschland gibt es zurzeit rund 100 Wasserstoff-Tankstellen, europaweit etwa 250. Die EU will dies auf 2500 Zapfstellen bis zum Jahr 2030 steigern. Dann soll auf Fernstraßen alle 200 Kilometer eine Wasserstoff-Tankstelle anzutreffen sein. Über den Preis der Transporter wird zu reden sein.

Und der Diesel? Auch hier ist für Stellantis noch lange nicht Schluss. Die Diesel des Ducato sickern nun bei seinen Kollegen Boxer, Jumper und Movano ein. Die Top-Variante mit 135 kW (180 PS) soll länger leben und leiser arbeiten. Ein neues Achtgang-Automatikgetriebe steigert die Schaltqualität und Fahrbarkeit, so Stellantis. Angekündigt ist außerdem eine Verbrauchssenkung um beachtliche neun Prozent.

Verbesserte Aerodynamik, rundum neue Gesichter

Eine verbesserte Aerodynamik wird ihren Anteil daran haben. Zurück zur Verpackung, diesmal der Fahrzeuge. Fast bescheiden hält sich Nico Schminke zurück. Er ist für die Gestaltung der Transporter von Fiat und Opel zuständig. Rund drei Jahre haben er und sein Kollege Andrew Cowell von der französischen Stellantis-Fraktion mit ihren Teams daran gearbeitet, sämtlichen Transportern ein neues Gesicht zu verpassen. Dabei die jeweilige Markenidentität herauszuarbeiten und auch auf Baubarkeit und Kosten zu achten. Deshalb sind hier die Scheinwerfer und dort Elemente von Stoßfängern identisch. Und alles soll ja nicht nur optisch überzeugen, sondern in Zeiten teurer Kraftstoffe und begrenzter E-Reichweiten auch zur Senkung des Verbrauchs und damit zur Erhöhung der Reichweite beitragen.

Schminke erklärt die Kniffe anhand eines Fiat Ducato. Neue geriffelte Gehäuse der Außenspiegel leiten den Fahrtwind besser um die Karosserie. Der neue Stoßfänger führt die Luft um die Vorderräder. Er ist gleichzeitig nach unten eingezogen, damit der Transporter nicht eingefallen wirkt wie ein Gesicht ohne Gebiss. Die Tritte zum Scheibenputzen sind geschlossen, „das waren echte Luftfänger“, so Schminke. Was man nicht sieht: Der Grill ist so angelegt, dass sich dahinter Luftklappen zur besseren Luftführung schließen können. Das alles bringt vor allem den E-Modellen einige wertvolle Zusatzkilometer Reichweite. Und trifft neben dem Ducato ebenso auf Boxer, Jumper und Movano zu, auch wenn sie ein anderes Antlitz tragen. Und auf den nordamerikanischen RAM. Sowie auf den künftigen großen Toyota-Transporter, doch der ist heute kein Thema. Hinzu kommen Kennzeichen wie neue individuellen Markensignets. Oder zarte verborgene Andeutungen wie die kleinen vier Fiat-Streifen oberhalb des Grills, eine liebenswürdige Verbeugung, sichtbar auf den zweiten, dritten Blick. Auch die anderen Mitglieder des Quartetts tragen solche Merkmale. Nicht zuletzt haben alle vier Großtransporter in identischen Scheinwerfergehäusen eine eigene Lichtsignatur erhalten. Das Publikum soll auf Anhieb wissen, wer da kommt.

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