Experten-Probefahrt: Ford Tourneo Courier, eine tolle Kiste
Hat hier etwa jemand einen Landy zu heiß gewaschen? Mit seiner kantigen Karosserie und der grünen Lackierung namens „Bursting Green“ sieht der neue Ford Tourneo Courier aus, als wolle er den Spuren des legendären Offroaders folgen, die Straße verlassen und die Baustelle oder das Abenteuer suchen. Egal ob Wildnis oder Wanne-Eikel, hier fährt eine tolle Kiste vor – zu einem attraktiven Preis.
Der Tourneo Courier ist das Parallelmodell zum neuen Kastenwagen Transit Courier. Und hat ebenso im Vergleich zum Vorgängermodell in jede Richtung ein paar Zentimeter zugelegt. Er ist dabei aber mit einer Länge von 4,3 Metern kompakt geblieben. Passt mit einsachtzig Breite auch in die Garage oder auf die linke Spur in Autobahnbaustellen, wenn’s eilig zugeht.
Der Auftritt ist viel markanter als beim eher rundgelutschten Vorgänger. Der stämmige Bursche trägt die Nase hoch, Fenster mit abgedeckten Säulen in Visieroptik, zeigt einen wuchtigen Grill, der nahtlos in die Scheinwerfergehäuse übergeht. Dann gibt’s vorne noch dicke Backen, seitlich fast gerade aufragende Wände und hinten ein steiles Heck. Das sieht nach Nutzen aus, und zeigt doch Feinheiten. Zum Beispiel aerodynamisch günstige Luftdurchführungen unten seitlich im Stoßfänger, abgedeckte Führungen der Schiebetür oder Abreißkanten am Heck seitlich und oben. Eine tolle Kiste? Aber klar.
Drinnen geht es schlicht, aber durchaus funktionell weiter, was die Grundfunktionen betrifft. Hartplastik prägt das Bild, für einen Lieferwagen zum Günstigtarif kein Nachteil. Wer es feiner haben will, muss zum größeren und teureren Tourneo Connect greifen, dem Ableger des VW Caddy. Die Sitze des Tourneo Courier sind ordentlich gepolstert, drücken allenfalls großen Fahrern im Schulterbereich. Die Armaturentafel sieht durchaus appetitlich aus. Wären da nicht die verspielten Instrumente, bekannt aus dem Transit Custom. Und wer während der Fahrt die Klimatisierung einstellen will, landet auf einer völlig überfrachteten Menüseite.
Im Unterschied zum Kastenwagen-Schwestermodell Ford Transit Courier gibt es den Tourneo Courier ausschließlich mit einem Benziner in einer einzigen Leistungsstufe. Der aus vielen Ford-Modellen bekannte Ecoboost-Dreizylinder mit nur einem Liter Hubraum und einer Leistung von 92 kW (125 PS) und 170 Nm Drehmoment über einen weiten Drehzahlbereich – mit Overboost von 200 Nm bei Vollgas – erledigt seine Arbeit angemessen. Das Maschinchen arbeitet subjektiv hörbar leiser als im Kastenwagen, rumort nur bei höheren Drehzahlen. Prompt folgt er wieder, der Hinweis auf den Sound des wildgewordenen Kühlschranks. Ein Sechsgang-Schaltgetriebe portioniert die Kraft. Alternativ kommt ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zum Einsatz. Mit einem Netto-Aufpreis von fast exakt 2000 Euro gehört es indes nicht zu den Sonderangeboten. Angekündigt ist eine vollelektrische Variante.
Das Fahrwerk des neuen Tourneo Courier überrascht während der ersten Proberunde mit einer angenehmen Abstimmung, komfortabler als beim Kastenwagen und somit fahrgastgerecht. Kein Wunder, denn die Hinterachse besteht aus einer Verbundlenkerkonstruktion mit Schraubenfedern. An dieser Stelle wird die Abstammung des Lieferwagens deutlich: Er nutzt die gleiche Plattform wie der Ford Puma.
Passagiere nehmen auf einer im Verhältnis 60 zu 40 geteilten Rücksitzbank Platz. Dahinter ist im Gepäckraum Platz für rund 570 Liter Fracht, bei dachhoher Beladung sogar von 1188 Litern. Bei komplett geklappter Bank resultiert daraus mit 2162 Litern fast eine Verdoppelung. Damit hängt der Tourneo Courier seinen Vorgänger deutlich ab und schließt zum größeren Tourneo Connect auf. Und falls das Volumen oder die Nutzlast von rund einer halben Tonne nicht ausreichen sollten, zieht der Neue bis zu 1100 Kilo. Nette Mitbringsel des Ford sind offene und geschlossene Ablagen in den Seitenverkleidungen des Stauraums.
Und wie war das mit dem Preis? Die Liste beginnt bei netto 21 387 Euro, und da steckt schon alles Notwendige für eine Karriere als Nutzfahrzeug drin, von der Klimaanlage über elektrisch verstellbare Außenspiegel bis zu elektrischen Fensterhebern und eifrigen Assistenten oder einem Parkpiepser hinten. Klingt nach einer tollen Kiste.
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