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Mercedes-Benz: 100 Jahre Renntransporter

von | 12. September 2024

Mercedes-Benz

Der erste Renntransporter mit Stern 1924: Basis ist ein Mercedes 24/100/140 mit aufgeladenem Motor.

Faszinierende Spezial-Transporter: 100 Jahre Renntransporter von Mercedes-Benz. Hochleistungs-Fahrgestell und Blaues Wunder.

Die Erfinder heißen Christian Werner und Alfred Neubauer. Die erfolgreichen Mercedes-Rennfahrer der zwanziger Jahre – Neubauer wuchs später als Rennleiter zur Legende – wollen ihre Rennwagen mit Stern nicht mehr auf eigener Achse zu den Rennen in ganz Europa kutschieren, eine Strapaze für Fahrer und Fahrzeug. Ein schnelles Spezialfahrzeug muss her, nicht etwa die gewohnten, damals noch behäbigen Lastwagen.

Der erste Renntransporter mit Stern: offen und stark

Sie greifen, passend zur Fracht und dem Einsatzgebiet, zum Fahrgestell eines Hochleistungs-Fahrzeugs. Plattform wird der der Mercedes 24/100/140 PS. Er ist eine Neuentwicklung des kurz zuvor in die Daimler-Motoren-Gesellschaft DMG eingetretenen Chefkonstrukteurs Ferdinand Porsche. Ab Werk gibt es den Mercedes in einer üppigen Auswahl: Fahrgestell, sechssitziger Tourenwagen, Pullman-Limousine, Coupé-Limousine, Pullman-Cabriolet, Landaulet und Cabriolet D mit vier Türen. Derlei Karosserie-Finessen stören hier nur: Der einfache Aufbau mit offenem Fahrerhaus als Rechtslenker, hölzernen Auffahrschienen und Trittbrettern des Renntransporters wirkt im Vergleich zu den feinen Pkw der Extraklasse geradezu improvisiert.

Die Typenbezeichnung ist aus heutiger Sicht komplex: 24 steht für die damalige Berechnung der Kfz-Steuer, die sogenannten Steuer-PS. 100 PS leistet der Motor ohne Kompressor, 140 PS mit Roots-Kompressor. Für Motorenfreunde weitere Besonderheiten der Maschine: 6,3 Liter Hubraum, Bohrung/Hub 94/150 Millimeter, zwei Ventile pro Zylinder, eine obenliegende Nockenwelle, angetrieben durch eine Königswelle.

Seine Premiere als Renntransporter erlebt der für damalige Zeiten enorm starke Wagen im Oktober 1924. Es geht nach Monza zum Großen Preis von Italien. Auch der weiß lackierte Rennwagen auf dem Rücken ist ein technischer Leckerbissen: Der aufgeladene Zweiliter Reihen-Achtzylinder(!) des Mercedes Monza leistet 170 PS bei unerhörten 7000 Umdrehungen.

Mercedes-Benz Renntransporter in den dreißiger und fünfziger Jahren: Silberpfeile auf dem Rücken von leichten Lkw und Bus-Fahrgestellen

In den dreißiger Jahren fahren die Silberpfeile dann doch per Lkw von Rennen zu Rennen. Verwendet werden leichte Modelle mit niedrigem Rahmen, zum Beispiel der Lo 2750. Auf der Bordwand steht stolz „Mercedes-Benz Rennabteilung“. Lackiert sind sie in der Hausfarbe Blau. Nach erfolgreichen Rennen gibt es einen Korso mit abgeklappten Bordwänden und ohne schützende Plane durch Stuttgart. In den fünfziger Jahren folgten wuchtiger geschlossene Aufbauten auf Basis des Omnibus-Fahrgestells O 3500, optisch den damaligen Möbelwagen ähnlich.

Das blaue Wunder: Mercedes-Benz Renntransporter von 1955

In den fünfziger Jahren lässt Rennleiter Alfred Neubauer seine frühere Idee des rasanten hochspezialisierten Renntransporters wieder aufleben. Geboren wird 1955 „Das blaue Wunder“. Eine Komposition aus unterschiedlichsten Elementen. Erneut bildet ein schneller Pkw die Basis, der Rohrrahmen des Luxus-Coupés Mercedes-Benz 300 S. Einen leistungsfähigen Motor steuert der Supersportwagen 300 SL bei. Karosserieteile wie Türen und Radläufe sowie Elemente der Ausstattung stammen vom braven gutbürgerlichen „Ponton“-Mercedes 180, die beiden Sitze erneut vom 300 SL. Ergebnis ist ein 6,75 Meter langer Transporter, zwei Meter breit und mannshoch. Das Cockpit ist weit vor der Vorderachse angesiedelt, die Karosserie extravagant geformt. Und schnell ist er sehr schnell. Damit die Renner nach ihren Einsätzen flugs wieder ins Werk kommen. Auf seinem Rücken trägt der einzigartige Mercedes-Benz Renntransporter entweder den Grand-Prix-Rennwagen W 196 oder den Rennsportwagen 300 SLR.

Der blaue Lack, die enorme Leistungsfähigkeit und die einmalige Form führen unweigerlich zum Spitznamen. Man kann sich die verblüfften Gesichter der Autofahrer vorstellen, wenn der Renntransporter auf Autobahnen und Landstraßen im Rückspiegel auftaucht und eilends an ihnen vorbeizieht.

Indes ist die Karriere des faszinierenden Renntransporters kurz: 1955 zieht sich Mercedes-Benz nach einem Unfall für viele Jahre aus dem Rennsport zurück. Der einzigartige Mercedes-Benz Renntransporter tingelt eine Zeit lang als Ausstellungsfahrzeug durch die USA, wird dann viele Jahre intern im Fahrversuch eingesetzt und schließlich 1967 verschrottet. Ausgerechnet auf Geheiß von Rudolf Uhlenhaut, einst Leiter der Rennabteilung, später Vorstand. Jahrzehnte später baut Mercedes-Benz den spektakulären Renntransporter nach alten Fotos originalgetreu wieder auf, Zeichnungs gibt es nicht. Von seiner Faszination hat er bis heute nichts verloren.

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