Ford E-Transit Courier: Experten Fahrbericht

von | 27. März 2025

Wir wissen es: Der kompakte Transit Courier trägt seine Nase zu Recht hoch. Und die E-Variante? Ford E-Transit Courier: Experten Fahrbericht.
Ford/Stuart Price

Markanter Grill für den E: Der etwas andere Transit Courier

Viel Lieferwagen fürs Geld, so könnte das Motto des Ford Transit Courier lauten. Gilt dies ebenfalls für die neue batterie-elektrische Variante? Er blickt jedenfalls selbstbewusst mit seinem eigenständigen Chromgrill und Leuchtstreifen in die Welt. Der Kenner merkt: Dieser Transit Courier ist ein besonderer Courier.

Der Antrieb: kräftige Motorisierung, günstiger Verbrauch, überschaubare Batterie

Der E-Transit Courier ist angesichts einer E-Maschine mit 100 kW Leistung und 290 Nm gut bei Kräften. Der Motor sitzt vorn und treibt die Vorderräder an. Das macht sich in einem strammen, wenn auch nicht überschäumenden Antritt bemerkbar. Ford lässt eine beachtliche Höchstgeschwindigkeit von 145 Sachen zu. Mehr als genug und mit Blick auf die Reichweite höchstens vorsichtig einzusetzen. Nach Art des Hauses arbeitet die Maschine leise und ohne vernehmbares Pfeifen. Die Rekuperation in der stärkeren von zwei Stufen wirkt etwas ruppig.

Aufgepasst: In der Preisliste spricht Ford von einer Batterie mit 54 kWh. Doch das ist die inzwischen nicht mehr übliche, weil irreführende Brutto-Angabe. Tatsächlich sitzt unter dem Wagenboden eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 43 kWh. Das reicht nicht für die ganz großen Sprünge, aber für rund 200 Kilometer auch unter ungünstigen Bedingungen, laut WLTP sogar für rund 300 Kilometer. Bei der ersten Proberunde auf anspruchsvollem Geläuf schluckte der teilbeladene Ford 18 kWh. Geladen wird mit 11 kW an der Wallbox oder mit maximal 100 kW an der Schnellladesäule.

Das Fahrwerk: komfortabel und sicher

Es ist bekannt, der Transit Courier basiert auf der Plattform des Kompakt-SUV Ford Puma, nicht anders die E-Ausführung. Daraus resultiert dank schraubengefederter Verbundlenker-Hinterachse ein angenehm federndes Fahrwerk. Jedenfalls mit 240 Kilogramm Ballast im Heck und einer kräftig gebauten Besatzung im Fahrerhaus. Dazu huscht er flink und wendig um die Ecken.

Auf deftigen Bodenwellen federt der Ford kräftig durch, da werden Pkw-Gene deutlich. Auch arbeitet die elektromechanische Lenkung etwas zickig-unsensibel. Beides bemerken aber nur sensible Gemüter.

Ford

Dezent verändertes Cockpit mit großem und praxisgerecht bedienbarem Touchscreen.

Das Cockpit: im Vergleich zum Verbrenner verfeinert

Alles wie gewohnt im Cockpit? Von wegen, der E-Transit Courier bietet gegenüber dem Verbrenner in der Bedienung einen deutlichen Fortschritt. Da wären andere Instrumente, Sie sind ebenfalls offensichtlich unter Designaspekten gestaltet, aber deutlich funktioneller. Da wäre links die Anzeige für Leistungsabgabe (blau) und Rekuperation (grün) in Form eines nach rechts offenen Dreiecks. Dazwischen konzentriert Ford die Anzeigen für Batteriestand und Reichweite. In der Mitte ist Platz für den Bordrechner oder andere Anzeigen nach Wahl. Rechts schließt sich der Digitaltacho an.

In der Mitte der Armaturentafel ragt nun ein deutlich größerer Bildschirm im Format zwölf Zoll auf. Unten bietet er eine Menüleiste für die schnelle und zielgerichtete Einstellung der Klimatisierung, beim Verbrenner höchst unübersichtlich  im Menü versteckt. Die Handbremse ist elektronisch, das nimmt man gerne mit. Dann wäre da noch das angedeutet quadratische Lenkrad in Stil des großen Bruders E-Transit Custom.

Die Materialqualität der Einrichtung ist wie gehabt schlicht, hier haben Kosten Priorität vor Schönheit. Für den rauen gewerblichen Einsatz kein Fehler.

 

Der Laderaum: Zusatzfach unter der Motorhaube

Die Standardmaße und das Volumen des Frachtraums sind – wie soll es anders sein – identisch mit dem Verbrenner. Einen feinen Unterschied gibt es: Der kompakte E-Antrieb schafft den Raum für einen kleinen Frontkofferraum, bei E-Mobilen gerne als Frunk bezeichnet. Angesichts von 44 Liter Volumen kommen hier Ladekabel oder Erste-Hilfe-Päckchen aufgeräumt und gut zugänglich unter einem Deckel unter.

Aufgrund des gewichtigen Batteriepakets lohnt sich ein Blick auf die Gewichtsbilanz. Als Lebendgewicht gibt Ford rund 1,5 Tonnen an, rund 200 Kilo Mehr als beim Verbrenner. Da bleiben angesichts eines erhöhten zulässigen Gesamtgewichts von 2,25 Tonnen gut 700 Kilogramm für Fracht und Fahrer. Die Achslastreserven sind angesichts von maximal 1025 Kilo vorn und 1305 hinten überschaubar. Die Anhängelast ist auf 750 Kilo beschränkt.

Ford/Stuart Price

E-Transit Courier: Laderaum unverändert, Nutzlast angepasst.

Die Kosten: auf Anhieb deutlich teurer, aber Hinschauen lohnt sich

Immer ein spannendes Thema: das Geld. In der mittleren Ausstattungsvariante namens Trend steht der Transit Courier als Verbrenner mit Benzinmotor für netto 19 750 Euro in der Liste, die E-Ausführung mit 29 230 Euro. Das entspricht einem Mehrpreis von rund 9500 Euro oder – zunächst erschreckend – rund 50 Prozent. Doch so einfach ist die Angelegenheit nicht. Fairerweise muss zum Vergleich die kräftigere Benziner-Ausführung mit Automatikgetriebe herangezogen werden, schon reduziert sich die Differenz auf rund 6500 Euro. Dann wären da Aluminiumräder und ein Ausstattungspaket unter anderem mit Rückfahrkamera, großem Monitor und Parkpiepsern vorn – schon hat sich die anfängliche Differenz fast halbiert.

Ford geht außerdem vom deutlich niedrigeren Wartungskosten aus –kein teurer Ölwechsel – und ruft wie sein Verbrenner-Pendant nur alle zwei Jahre zum Service. Dazu lässt sich noch ein Treibstoffverbrauch von etwa acht Liter/100 km Benzin gegen etwa 18 kWh Strom rechnen, vorzugsweise mit günstigem Bezug aus der eigenen Wallbox. Davon abgesehen steht Ford wie andere Transporterhersteller unter Druck: Die EU-Grenzwerte für CO2-Emissionen können die Transporterleute aller Voraussicht nach nur mit einem Anteil von jeweils zehn Prozent vollelektrischen Transportern und Plug-in-Hybriden erfüllen. Das erhöht den Druck auf den Vertrieb und könnte die Herzen der Verkäufer während der Verhandlungen schmelzen lassen.

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