Alfa Romeo: Transporter mit Scudetto und technischen Leckerbissen

von | 2. Juli 2025

Archiv Alfa Romeo

Romeo steht drauf, Autotutto wird er genannt: der erste Transporter von Alfa Romeo

Alfa Romeo feiert seinen 115. Geburtstag. Eine Story faszinierender Autos. Aber da war noch mehr. Alfa Romeo: Transporter mit Scudetto und technischen Leckerbissen.

Sie ist ruhmreich, aber heftig gebeutelt. Mit großer Vergangenheit und stets ungewisser Zukunft. Manche halten sie längst für tot, andere für unsterblich. Die klangvolle Automarke Alfa Romeo erfüllt alle Voraussetzungen für Drama oder große italienische Oper.

1930: Alfa Romeo wird Staatsunternehmen, jetzt müssen Nutzfahrzeuge her

Hinter dem Scudetto, dem schildförmigen Kühlergrill, verbergen sich Autos aus dem Delikatessengeschäft, obwohl die Ware einst manchmal verdorben und das Haltbarkeitsdatum schnell überschritten war. In der Weltwirtschaftskrise um 1930 fängt der italienische Staat die taumelnde Marke Alfa Romeo auf. Die Regierung forciert Industrialisierung, Motorisierung und den Nutzfahrzeugbau. Alfa Romeo ist als Staatsunternehmen dabei. Das heißt: Lkw, Omnibusse – und später auch Transporter.

Transporter mit feiner Technik: Romeo mit Doppelnockenwellen-Motor

In den fünfziger Jahren gehört die sportliche Marke Alfa Romeo zu den Transporter-Pionieren. 1954 erblickt der „Romeo“ das Licht, auch Autotutto genannt, übersetzt: „ein Auto für alles“. Gebaut wird der schmucke Frontlenker-Lieferwagen im Werk Pomigliano d’Arco bei Neapel. Damals ein ehemaliges Flugmotorenwerk der Marke, später lief dort der Schnellroster Alfasud vom Band, heute ist’s der Alfa Romeo Tonale. Unter der einteiligen Windschutzscheibe des Romeo prangt auf dem großen Kühlergrill der Scudetto. Der Motor steckt vorn in der Kabine, eine seinerzeit geschätzte Konstruktion. Eher unüblich – erst recht für einen klassischen Alfa Romeo – ist der Frontantrieb. Mit 4,35 Meter Länge und 2,4 Tonnen zulässiger Gesamtmasse ist der Transporter kompakt.

Bei den Motoren handelt es sich um technische Leckerbissen: Der Benziner stammt aus der Giulietta, ein 1,3-Liter aus Aluminium mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 37 PS. Damals sehr exotisch ist ein Diesel im Transporter. Dies gilt erst recht für diesen Zweizylinder mit 1,2 Liter Hubraum und 22 kW (30 PS). Der ungewöhnliche Motor ist per Kompressor aufgeladen, seine Konstruktion stammt vom jungen österreichischen Ingenieurbüro List.

Ein gründliches Facelift frischt 1966 den Transporter auf. Er geht jetzt als F11/F12 sowie als Fahrgestell A11/A12 an den Start. Die Motorleistung des Benziners beträgt nun 44 kW (60 PS), ein Perkins-Diesel mit 1,8 Liter Hubraum folgt. Die spanische Marke Fadisa, später Ebro, dann Nissan, baut Romeo und Kollegen lange in Lizenz. Große Stückzahlen erreichen die Transporter von Alfa Romeo nie, um die 2 000 bis 3 000 Einheiten sind es pro Jahr. Käufer sind traditionell italienische Behörden – Alfa Romeo ist damals schließlich Staatsunternehmen.

Eine ganze Nummer größer sind ab Mitte der sechziger Jahre schwere Transporter/leichte Lkw der Baureihe A15 bis A 28 und F20 mit Hinterradantrieb. Sie entstammen einer Zusammenarbeit mit dem damaligen französischen Lkw-Hersteller Saviem des Renault-Konzerns und erhalten mit Avia in der Tschechoslowakei einen weiteren Ableger.

Das Ende der Transporter: Fiat Ducato und Iveco Daily mit Scudetto

Für die Behördenkundschaft muss kein eigenständiges Modell her: Es folgt der Schwenk zum Alfa Romeo AR6, das ist Anfang der achtziger Jahre der seinerzeit neue Fiat Ducato in einer Ausführung mit Scudetto. Die Operation hat ein Vorbild: Mit diesem Dreh hat Alfa Romeo schon Ende der Siebziger den AR8 ins Programm geholt, einen leicht abgewandelten Iveco Daily. AR6 und AR8 laufen bis Mitte der achtziger Jahre im Programm, dann versinken sie ersatzlos im Fiat-Konzern.

 

NEWSLETTER

SOCIALS

BELIEBTE NEWS

BELIEBTE TESTS