Stellantis Custom-Fit: Aufbauten ab Werk, Experten-Report

von | 23. Juli 2025

Im größten Transporterwerk Europas geht’s rund, jetzt mehr denn je. Stellantis Custom-Fit: Aufbauten ab Werk, Experten-Report.
Stellantis

Kofferaufbau des französischen Fabrikats Gruau, komplett geliefert von Citroen, Fiat, Opel und Peugeot.

Es brummt und summt im Stellantis-Werk Sevel in Atessa unweit von Pescara. Hier, im größten Transporterwerk Europas, laufen in der Stunde 46 große Vans vom Band, mit einer Spanne vom Fahrgestell bis zum Kastenwagen, Citroen Jumper, Fiat Ducato, Opel/Vauxhall Movano und Peugeot Boxer in kunterbunter Reihenfolge. Und Vans für weitere Abnehmer. Toyota ist schon längst vertreten, im kommenden Jahr stößt der Iveco Super-Jolly hinzu.

Jetzt passiert noch mehr: Stellantis liefert für seine eigenen Marken nicht nur Komplettfahrzeuge mit Ausbau aus einer Hand. Stellantis fertigt sie sogar im eigenen Werk – das macht sonst niemand aus der Branche in diesem Umfang. Die Vorteile? Anne Abboud, Stellantis-Transporterchefin, nennt kurze Lieferzeiten, günstige Konditionen durch Serienfertigung. Alles mit nur einem Ansprechpartner für Interessenten.

Randolf Unruh

Kipper gibt’s gleich doppelt, Dreiseitenkipper von JPM, Hinterkipper von Scattolini.

Aufbauten ins Werk statt Transporter zu Aufbauern

„Fahrzeuge durch die Gegend zu schicken ist ineffizient“, erläutert Anne Abboud. Und sie fährt fort: „Das Wissen rund um das Produkt steckt im Werk.“ Also holt Stellantis Aufbauten und Ausbaukomponenten dorthin. Die Überschrift dazu heißt Custom-Fit. Auf der IAA Transportation hatte Stellantis das Konzept im vergangenen Herbst vorgestellt, inzwischen läuft der Laden.

Und wie. Die neu eingerichtete Halle von Custom-Fit misst rund 18 000 Quadratmeter. Bereits 250 Mitarbeiter sind in drei Schichten beschäftigt. Die Größenordnung entspricht einem ansehnlichen mittelständischen Aufbauer. Es herrscht schon ordentlich Betrieb, weiterer Zuwachs ist fest eingeplant. Schließlich erhält generell jeder zweite Transporter aus dem Werk einen Aus- oder Aufbau.

Custom-Fit heißt Fertigung im Werk, das gibt’s in diesem Umfang sonst nirgendwo

Stellantis geht mit Custom-Fit in Sachen Auf- und Ausbau einen großen Schritt weiter als andere Hersteller, fertigt Kipper, Koffer, Pritschenwagen und noch viel mehr im eigenen Werk. „Wir wollen den Aufbauern keine Arbeit wegnehmen“, betont Anne Abboud. Es gehe vielmehr um Kundenservice mit maßgeschneiderten Komplettfahrzeugen. Die Überschriften dafür lauten „Conversion“ für Aufbauten und „Personalization“ für Ausbauten sowie Anpassungen von Serienmodellen. Alles aus einer Hand, mit einer Rechnung und Werksgarantie. Und, wer hätte es gedacht, verdienen will Stellantis am sehr breit angelegten Angebot ebenfalls.

Vor der Halle von Custom-Fit warten zugelieferte Kipper, Koffer und Pritschen einschlägiger Fabrikate auf ihre Montage. Sie werden nicht etwa als Bausätze zugesteuert, sondern komplett vormontiert. Drinnen stapeln sich neben dem Fertigungsband der Kastenwagen jede Menge Wandverkleidungen, Holzböden, Umbauten für Radkästen. Nebenan schwebt ein Leichtbau-Kofferaufbau heran, montagefertig zugeliefert von Gruau aus Frankreich. Ein kantiger Bursche, zusammengehalten von genieteten Aluminiumprofilen. Werker verschrauben ihn mit dem Fahrgestell eines E-Transporters, diese Kombination ist neu.

Den Koffer gibt es mit 18,5 und 20,5 Kubikmeter Volumen, Stellantis zählt mit Blick auf Format, Türen, Ladebordwände und Spoiler oder Dachbox über dem Fahrerhaus 24 Varianten des Koffers. In Grundausführung wiegt der Quader weniger als 500 Kilogramm. Ein wesentliches Thema angesichts des knapp über 2,5 Tonnen schweren E-Chassis der Großtransporter von Stellantis mit ihrer großen Standardbatterie von 98 kWh nutzbarer Kapazität.

 

Stellantis

Pritsche ab Werk: lieferbar in mehreren Größen, auch für Doppelkabinen.

Montage von Innenverkleidungen bis zu kompletten Aufbauten

Stellantis hat Einzel- wie Großkunden im Fokus: Im vergangenen Jahr gab es einen üppigen Auftrag des bekanntesten Internet-Kaufhauses, während der Visite im Werk sind Zustellfahrzeuge für die britische Royal Mail und die Servicemobile für das französische Bahnunternehmen SNCF an der Reihe. Manchmal geht es um Details und Extrawünsche, siehe Royal Mail: Da wären außer einer breiten Trittstufe am Heck und leuchtend gelben Einstiegsgriffen auch besonders kräftige Magneten, sie fixieren die Hecktüren bei 270-Grad-Öffnung selbst bei starkem Wind.

Das Arbeitsprogramm der Abteilung Custom-Fit ist riesengroß. Hier werden viersitzige Rücksitzbänke mit Kunststoff-Rückwand von Zulieferer Durisotti in Kastenwagen-Dokas eingesetzt. Da steht ein Kastenwagen mit Boden und Seitenverkleidungen für Ausrüster Bott, dort ein geschniegelter Holzausbau für ein Servicemobil, auch ein Servicefahrzeug für die französische Bahn SNCF. Nebenan wird eine elektrisch ausfahrbare Trittstufe unterhalb der Schiebetür montiert.

Hinterkipper steuert das italienische Fabrikat Scattolini bei, außen 3150 oder 3700 Millimeter lang und 2100 Millimeter breit. Dreiseitenkipper (3294 oder 3794 auf 2100 Millimeter) stammen von der französischen Marke JPM, wahlweise gleich mit Werkzeugbox. Die Nutzlast der Kipper beläuft sich je nach Ausführung auf etwa 1000 bis 1100 Kilogramm für den typischen 3,5-Tonner.

Wenn’s was Besonderes sein soll: Auf- und Ausbauten regionaler Anbieter

Das aktuelle erste Angebot an Ausbauten passt durchaus, auch wenn es sich aus deutscher Sicht nicht durchweg um die Favoriten handelt – Auf- und Ausbauten sind unverändert ein nationales Thema. Wer andere Fabrikate bevorzugt, etwa Junge, Meiller, Schoon, Schutz, Spier, der wird nicht weggeschickt. Stellantis arbeitet in Europa mit 550 zertifizierten Auf- und Ausbauern zusammen, es sollen sogar bald 800 werden, erklärt Arnaud Leclerc, Chef von Stellantis Custom-Fit. Das werden dann in klassischer Bauweise Zweirechnungs-Transporter. Bei den Werksfahrzeugen profitieren Kunden von großen Stückzahlen mit entsprechend günstigen Konditionen und von kürzeren Lieferzeiten, heißt es seitens Abboud.

Kipper und Koffer sowie Pritschen tauchen inzwischen in den Preislisten der Stellantis-Marken auf. Die Ziele von Custom-Fit sind ambitioniert: Innerhalb von nur zwei Jahren soll rund die Hälfte der Transporter das Werk Sevel werksseitig auf- und ausgebaut oder individualisiert verlassen. Damit dies funktioniert, entwickelt Custom-Fit zurzeit landesspezifische Online-Kataloge mit seinem gesamten Leistungsumfang. Die deutsche Ausgabe geht bald an den Start, im Herbst ist es soweit.

Hier gibt es mehr Infos zu den aktuellen Großtransportern von Stellantis:
Experten-Test: Opel Movano
Experten-Test: Fiat E-Ducato

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