Deutsche Post: seit 115 Jahren unter Strom

von | 8. Oktober 2025

Deutsche Post/DHL

Elektro-Dreirad der „Berliner Elektromobil-Fabrik“.

Vom Dreirad über den Streetscooter bis zum aktuellen E-Transit. Deutsche Post: 115 Jahre Elektromobilität.

E-Lastenräder haben Konjunktur – entsprechende Dreiräder gab’s schon vor mehr als 100 Jahren Damals war längst nicht klar, wie das Rennen der unterschiedlichen Antriebe ausgeht – E-Motor, Verbrenner oder gar die Dampfmaschine? Die Deutsche Post mit ihrem innerstädtischen Schwerpunkt hat beim Thema Elektromotor schon immer ein Wörtchen mitgeredet.

Um 1910: Elektro-Dreirad der „Berliner Elektromobil-Fabrik“

Spärliche Leistung, eine Höchstgeschwindigkeit von 18 km/h, etwa 50 Kilometer Reichweite: die frühen elektrisch angetriebenen Dreiräder der Post, hergestellt von der „Berliner Elektromobil-Fabrik“ und als „B.E.F.“-Wagen bekannt. Das vordere Einzelrad wurde von einem Elektromotor mit etwa 2,5 kW Leistung angetrieben. Das mag seinerzeit als Zustellfahrzeug genügt haben, auch sind aktuelle Lastenräder nicht dynamischer. Um 1910 herum aufgelegt, bevölkerten später etwa 200 Exemplare die Straßen.

Zwanziger Jahre: Leicht-Lkw von Bergmann

von ganz anderem Kaliber war in den zwanziger Jahren der Bergmann BEL 2500 mit seinem markanten hölzernen Fahrerhaus. Seine Typenbezeichnung entspricht der Nutzlast in Kilogramm, rund 2,5 Tonnen oder 2500 Kilogramm. Die Motorleistung belief sich auf etwa 18 kW, das Maximaltempo auf etwa 20 km/h und die Reichweite auf maximal 60 Kilometer. Klingt alles aus heutiger Sicht überschaubar. Die Nutzlast indes war höchst beachtlich.

Fünfziger Jahre: E-Lkw von der Maschinenfabrik Esslingen

Das heutige Werk Mettingen von Mercedes-Benz im Raum Stuttgart geht auf die Maschinenfabrik Esslingen zurück, einst ein bedeutender Hersteller von Lokomotiven. Mitte des vergangenen Jahrhunderts produzierte das Unternehmen auch elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge, vom Gepäckkarren für die Bahn bis zu Paketpostwagen. Das Modell EL2500 E legte im Postbetrieb durchschnittlich 18 Kilometer am Tag zurück, die Höchstgeschwindigkeit war mit 28 km/h immer noch mäßig. Die Fahrzeuge entstanden nach Konstruktionsplänen der Post nicht nur in Esslingen, sondern auch bei Lloyd in Bremen und bei Gaubschat in Berlin. Die Aufbauten stammten vom Nordwestdeutschen Fahrzeugbau (NWF) in Wilhelmshaven, damals bekannt vor allem für schnittige Omnibusse. Die E-Lkw liefen teils mehr als 20 Jahre. Fun fact: Mercedes-Benz fertigt am alten Standort heute Teile von elektrischen Antriebseinheiten.

Das neue Jahrtausend: Streetscooter, die Post/DHL als Autohersteller

Mit großem Interesse verfolgte die Post/DHL die Entwicklung des Streetscooter. Den Hersteller, eine Gründung von Professoren der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, übernahm die Post/DHL schließlich sogar. Indes wollte kaum jemand außerhalb der Post/DHL den skurril-rustikalen Streetscooter erwerben. Obwohl der Kastenwagen als Streetscooter Work mit einer dreiviertel Tonne Nutzlast, einer Motorleistung von 48 kW und einer Batterie mit 20 kWh ein gänzlich neues Kapitel für E-Transporter aufschlug. Der größere Work L war sogar noch leistungsfähiger, ebenso der Work XL, eine Zusammenarbeit mit Ford auf Basis des Ford Transit. Das Abenteuer Streetscooter endete für die Post/DHL wenig erfolgreich, vermutlich auch finanziell.

Die Gegenwart: E-Transporter von Ford

Inzwischen besteht längst kein Mangel mehr an elektrisch angetriebenen Zustellfahrzeugen von großen Herstellern. So hat die Deutsche Post/DHL in diesem Jahr bei Ford gleich 2400 E-Transporter bestellt. Der Auftrag setzt sich aus dem kompakten Ford E-Transit Custom und dem wuchtige E-Transit mit einem speziellen Kofferaufbau zusammen. Der E-Transit Custom soll in der Verbundzustellung zum Einsatz kommen, der gemeinsamen Zustellung von Briefen und Paketen außerhalb von Ballungsräumen. Sein Laderaum fasst 6.8 Kubikmeter, die Batteriekapazität beläuft sich auf nutzbare 64 kWh. Die DHL-Group wählte mit 100 kW eine vergleichsweise milde Motorleistung.

Von ganz anderem Kaliber ist der E-Transit. Hier handelt es sich um ein Fahrgestell mit Fahrerhaus der größten Länge L4. Obendrauf sitzt ein maßgeschneiderter Kofferaufbau mit 18 Kubikmeter Volumen. Genug für etwa 200 Pakete, für die links und rechts Regale vorgesehen sind. Zur Beladung ist der Aufbau über Heckflügeltüren zugänglich. Aufbau und Fahrerhaus sind durch eine Tür miteinander verbunden. Für den Einsatz im innerstädtischen Zustellbetrieb mit einer geringen Kilometerleistung genügt die kleinere der beiden möglichen Batterien des E-Transit mit einer Kapazität von 68 kWh. Die Motorleistung des E-Transit ist von Hause aus mit 135 kW üppig bemessen.

Nach eigener Aussage setzt kein anderes Logistikunternehmen weltweit so viele Elektrofahrzeuge ein wie die DHL Group, mehr als 42 000 elektrisch betriebene Fahrzeuge.

Hier geht es zu den E-Transportern von Post-Lieferant Ford:
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