Experten-Fahrbericht: neuer Maxus eDeliver 7
Wir wissen es: Die Speisenkarte in chinesischen Restaurants ist üppig. Gleiches gilt für das Angebot beim Maxus-Händler. Hier parkten bisher zwei Transporter, jetzt sind es schon drei. Und dabei soll es nicht bleiben. Der jüngste Neuzugang: scharfer Blick aus geschlitzten LED-Scheinwerfern, adrett vergitterter Grill, drunter ein schwarzer Schlund – das Gesicht des neuen Maxus eDeliver 7 ist unverkennbar. Hinten rahmt ein dunkler Torbogen das Heckportal ein, die Beplankung der Heckflügeltüren erinnert an einen sportlichen Diffusor. Der chinesische Kompakt-Transporter macht was her. Und Appetit auf mehr.
Mit zwei Radständen und 5,0 sowie 5,36 Meter Länge zielt der Maxus eDeliver 7 exakt auf das Herz der europäischen Kompakt-Transporter von Ford, Mercedes, Stellantis und VW. Zunächst geht er rein elektrisch ans Werk. Das heißt 150-kW-Motor, eine eher schlurfige Ladeleistung von maximal 90 kW sowie eine Brutto-Kapazität der Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie von 77 kWh (kurzer Radstand) oder 88 kWh (lang). Was dies nutzbar bedeutet, kann der Importeur nicht beziffern. Aber er nennt, was der eDeliver 7 so kann: Je nach Ausführung schleppt er rund eine Tonne Nutzlast und 1,5 Tonnen Anhängelast, beides sehr beachtlich. Die Tragfähigkeit erreicht der Maxus dank einer – für seine Liga – hohen zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen. Vorsicht beim Ankuppeln: Das Gesamtzuggewicht ist auf 4,25 Tonnen begrenzt.
Fort mit Zollstock und Waage, ran ans Steuer, raus auf die Straße. Der erste Eindruck: unten im Cockpit ein dunkler Kunststoffboden in Tränenblech-Optik. Darüber helleres und hochwertiges Material. Auf Höhe der Bedienelemente dann Kunstlederoptik, Chromrähmchen, oben sanft genarbte Flächen. Ein appetitlicher Arbeitsplatz, einschließlich des breitwandigen Zentralmonitors.
Start per Tastendruck, elektrische Feststellbremse, platzsparender Lenkstockhebel für die Fahrtrichtung – so oder ähnlich muss das heute sein. Der Fahrersitz ist fast sportlich ausgeformt. Ein oder zwei weitere Verstellrasten nach hinten wären angenehm. Auch schränkt der Radkasten den Fußraum ein, beim E-Transporter ohne Kupplungspedal aber nicht so wichtig.
Zügig, wenn auch nicht übertrieben hitzig fädelt sich der Maxus eDeliver 7 in den Verkehr ein. Je nach Bodenbeschaffenheit scharrt er dabei ungeduldig mit den angetriebenen Vorderrädern. Es gibt drei Fahrmodi, ausgesucht per Taste links vom Lenkrad zwischen Feststellbremse und Sitzheizung, das wirkt etwas zusammengewürfelt. Die Rekuperation wird etwas umständlich auf dem Touchscreen eingestellt. Ebenso die Klimatisierung, da braucht’s lange Arme.
Im Eco-Modus ist bei 90 Sachen Schluss, ansonsten läuft der Maxus eDeliver 7 bis zu 120 Sachen, das passt. Das Mäusekino zwischen den Rundinstrumenten nennt unterwegs alle wesentlichen Feindaten. Angenehm fällt dank des großen Radeinschlags die Handlichkeit des Fronttrieblers auf. Doch Vorsicht beim Spurwechsel oder Abbiegen nach rechts: Zwar versammelt der Transporter allerhand Warnsysteme, doch Außenspiegel mit größerem Sichtfeld oder Weitwinkelglas sollten darüber nicht in Vergessenheit geraten.
Generell aber passt der eDeliver 7 gut auf das Fahrpersonal auf. Ist der Fahrer nicht angeschnallt, löst die Feststellbremse nicht. Weicht er ein wenig von der Spur ab, leuchtet’s warnend im Display auf, auch ertönen laute Alarmsignale. Ebenso beim Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Dieses Geläute nimmt sogar mit der Steigerung der Abweichung zu. Die toleranzfreien Erziehungsmaßnahmen nerven – und sind zum Glück einstellbar.
Und die Hardware? Von Haus aus fährt sich der Transporter nicht unangenehm. Die Lenkung arbeitet sympathisch straff, das eher simple Fahrwerk des Maxus eDeliver 7 mit blattgefederter Starrachse hinten agiert ohne Fracht an Bord etwas harsch. Ob es am Fahrwerk liegt oder dem Batteriepaket im Keller, jedenfalls erhebt sich der Ladeboden leer auf rund 63 Zentimeter, viel für einen Fronttriebler. Zum Ausgleich spendiert Maxus an der Schiebetür eine kräftig ausgebildete Trittstufe und einen Haltegriff.
Im Frachtraum geht es geräumig zu, die Durchladebreite zwischen den Radkästen fällt mit 1,39 Metern üppig aus. Oben sind die Kabel fein säuberlich in Kanälen verlegt oder geschützt durch die Dachspriegel, leuchten LED-Lampen die Ladehalle aus Unten warten kräftige Zurrösen auf die Ladungssicherung.
So muss das sein, ebenso die Komplettausstattung, denn die bei Transportern gewohnte Individualität ist bei einer Fertigung auf der anderen Seite der Erdkugel nicht möglich. Und so wärmt sich der Fahrer serienmäßig die Hände am Multifunktions-Lederlenkrad und das Gesäß an der Sitzheizung, vertraut auf ein vollwertiges Ersatzrad. Einen elektrischen Nebenabtrieb mit bis zu fünf kW Leistung gibt es obendrein. Als Extras sind nur drei Metallic-Lackierungen und eine zweite Schiebetür für den langen Radstand zu bekommen. Mit einem Netto-Einstandspreis von netto 45 990 Euro ist der Maxus eDeliver 7 laut Liste vergleichsweise günstig, aber nicht billig. In Sicht ist bereits Verstärkung: ein Allradantrieb mit zweitem E-Motor an der Hinterachse, auch ein Diesel. Die Speisenkarte beim Maxus-Händler, sie füllt sich weiter.
Und damit ist nicht Schluss: Auf der Speisenkarte fügt Maxus nun den eDeliver 5 hinzu. Zunächst als Kurzausgabe (Länge 4,8 Meter), womöglich auch mit großem Radstand (Gesamtlänge 5,25 Meter), wahrscheinlich wird das abgebildete Hochdach noch abgesägt. Basis ist eine neue E-Plattform. Die Motorleistung beläuft sich auf 120 kW, gespeist von einer Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie im Format 64 kWh. Das Batteriepaket soll dank CTP-Technologie (Cell-to-Pack) mit einer großen Energiedichte überzeugen. Geladen wird mit bis zu 70 kW recht gemütlich. Der Kastenwagen schultert bis zu 1,2 Tonnen, ähnlich dem eDeliver 7 und fasst laut Maxus 6,6 oder 7,7 Kubikmeter Fracht. Das wäre in dieser Handelsklasse richtig gut. Der Platzvorteil des eDeliver 5: Das eigenwillige Design mit minimalem Überhang vorn lässt die E-Plattform erahnen – hier findet kein Verbrenner mehr Platz.
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