Weltpremiere VW California: Alles über den Super-Campingbus

von | 9. Mai 2024

Volkswagen

Neuer VW California, Basis ist nun der Multivan.

Neues Basisfahrzeug, neue Einrichtung, neue raffinierte Ideen – der VW California ist ein Super-Campingbus .Was er kann – und was nicht.

Der Chef hat bereits einen geordert. „Ich habe meinen California schon bestellt, in Zweifarblackierung Orangemetallic mit Silber“, Carsten Intra, Vorstandsvorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge, ist die Vorfreude anzusehen. Er schwärmt für den neuen Campingbus, schließlich bedeutet die Weltpremiere den „Transfer eines unserer erfolgreichsten Modelle in die Zukunft.“ Der VW California, einst eine Ableitung des in Camperkreisen legendären Westfalia Joker, er ist seit 36 Jahren das Maß für kompakte Campingbusse. Mit dem neuen Modell verlässt VW ausgetretene Pfade, manche freiwillig, manchen gezwungenermaßen. Das gilt vor allem für die Spitzenmodelle California Ocean und Coast, sie unterscheiden sich lediglich leicht in ihrer Ausstattung.

Das Basisfahrzeug: schicker Multivan statt nüchterner Transporter

Bisher war der VW Transporter die Wurzel sämtlicher VW-Modelle im kompakten Bereich. Das ist vorbei. Es gibt nun, völlig unabhängig voneinander, den vollelektrischen ID. Buzz, den kommenden Transporter und den Multivan. Der ID. Buzz kann (noch) nicht California. Der künftige Transporter, ein Parallelmodell zum Ford Transit Custom, ist mit Aufstelldach nicht unter die wichtige Zwei-Meter-Linie für Garagen und Parkhäuser oder beschrankte Parkplätze zu drücken. Also basiert der neue VW California auf dem Multivan. Der ist mehr Van als Bus, schlank, flach und serienmäßig mit zwei Schiebetüren ausgestattet, das hat Auswirkungen auf den Innenraum. Und er ist zu „100 Prozent ein Volkswagen“, betont Vertriebsvorstand Lars Krause.

Aufgrund der üppigen Multivan-Nase greift VW zur Lang-Ausführung, sie misst 5,17 Meter, deutlich mehr als der California-Vorgänger. In der Stadt ein ganz schön großes Ding. Für den Antrieb stehen ein Diesel (110 kW/150 PS), ein Benziner (150 kW/204 PS) sowie ein Plug-In-Hybrid mit einer Systemleistung von 180 kW (245 PS) zur Wahl. Für ihn hat sich Carsten Intra entschieden. Der Hybrid lässt sich – Premiere für VW auf dieser Plattform – mit einem Allradantrieb koppeln. Vollelektrisch reisen klappt dagegen nicht.

Der Grundriss: alles wie immer und doch völlig anders

Im Grundsatz ist die Aufteilung wie seit mehr als 30, ja 40 Jahren gewohnt: Schrank- und Küchenzeile links, im Fond zwei Sitzplätze in Fahrtrichtung. Wie bei der bisherigen Generation basiert die Schrank- und Küchenzeile auf einer Aluwell-Konstruktion, einer extrem stabilen Technologie. Konstruiert wie eine Wellpappe, nur eben aus Aluminium. Die Oberflächen sind sachlich-freundlich hell foliert.

Und doch ist alles anders. Die Schiebetür links zwang die Entwickler zu einem Kunstgriff: Eine Kurzküche macht den Platz frei für einen zusätzlichen Ein- und Ausstieg links. Mit dem Kniff eines einhängbaren Tischs kann die Besatzung nun auch auf der linken Seite vor dem VW California ihr Campingleben entfalten. Und das Reisemobil ganz nach Parksituation von links oder rechts be- und entladen. Drüber gibt es linkerhand auf Wunsch ein Sonnensegel und auf der gegenüberliegenden Seite eine Markise. Oder umgekehrt, denn zwei Markisen gesteht VW dem California nicht zu.

Der klassische Fahrradträger für die Heckklappe ist beim Neuen nicht mehr möglich. Ihm und seiner Fracht steht der ausgeprägte Dachspoiler oben auf der GfK-Klappe des Multivan im Weg. Also bei der Bestellung die Anhängerkupplung für den Träger nicht vergessen. Die elektrische Betätigung der Klappe à la Multivan ist beim California ebenfalls nicht möglich, zu groß ist das Gewicht der Innenverkleidung und der darin verstauten Campingmöbel.

Der Wohnraum: ein Sitzriese mit schlanken Betten und weniger Stauraum

Vorteil des kurzen Küchenschenkels: Der Fahrersitz lässt sich nun weiter nach hinten verstellen und – erstmals in der langen California-Geschichte – vollständig in eine bequeme Wohnstellung drehen. Dies auch unfallfrei dank der elektronischen Parkbremse. Weniger bequem: Der Tisch ruht nun weit entfernt unter der Abdeckplatte im Heck statt in der Verkleidung der Schiebetür.

Die bisherige Sitzbank hat zwei Einzelsitzen Platz gemacht. Das erhöht den Fahrkomfort und die Fahrsicherheit drastisch, ebenso die Variabilität. Verringert indes den Stauraum, denn die große Schublade der Bank hat zwei kleinen Fächern Platz gemacht. Stauraum ist ohnehin nicht die Stärke des neuen California. Der herkömmliche Kleiderschrank ist verschwunden. Stauraum für Wäsche gibt es nur in der oberen Etage des Schranks, sie muss sich das Areal jedoch mit den Küchenutensilien teilen. Hinzu kommen der klassische Dachstauschrank – Serie im Ocean, Option im Coast – sowie eine Stautasche anstelle der Fensterverdunkelung hinten rechts.

Erstmals schläft die California-Besatzung im Erdgeschoss nicht auf der unebenen Klappsitzbank, das Bett basiert jetzt auf einer mehrteiligen Konstruktion, die über die geklappten Einzelsitze geschwenkt wird. Das ist zweifellos komfortabler, indes ist die Liegefläche mit 1,98 x 1,06 Metern arg knapp bemessen. Die Liegefläche liegt vorn rechts auf dem Klappsitz auf, links auf einer Halterung in der Küchenzeile. Somit ist die Position des linken Einzelsitzes im Fond variabel. Oder er bleibt zugunsten von Stauraum gleich zuhause.

Das Dachbett ist mit 2,05 x 1,14 Metern ebenfalls zwar lang, aber sehr schmal geraten. Wohnlicher ist im Obergeschoss die Umgebung: Der Faltenbalg unter dem Aluminium-Aufstelldach ist dreilagig. Die äußere Lage ist wahlweise in blau, rot oder braun gehalten, innen findet jetzt durchweg ein neutraler heller Farbton Verwendung. Serienmäßig öffnet das Dach mechanisch, nur noch auf Wunsch elektrohydraulisch. Ein Dachfenster gibt es nicht, aber es darf 50 Kilogramm tragen. Für Licht und Luft im Oberstübchen sorgen Öffnungen mit Reißverschluss an den Seiten und auch vorn. Dort ist sogar ein Freisitz möglich.

Die Bordküche: kurz, kleiner Kocher, und teils außen nutzbar

Bei der Studie Concept California im vergangenen Jahr widmete VW der Küche mit zahlreichen liebevollen Details besondere Aufmerksamkeit. Jetzt kehrt wieder Normalität ein, ja sogar eine gewisse Sparsamkeit, denn der Besatzung steht nur ein einflammiger Gaskocher zur Verfügung. Die einteilige Glasabdeckung der Küchenzeile öffnet Richtung Schiebetür, das verhindert eine Nutzung von außen. Indes spendiert VW unten auf der Türseite eine 230-Volt-Steckdose. Hängt der California am Netz, lassen sich dort eine separate Kochplatte oder ein Elektrogrill anschließen. Prima: Der kompakte Außentisch dient drinnen eingehängt, als Arbeitsplatte oder Frühstückstisch. Von außen wie innen bedienbar ist die Kühlbox. Die Reisenden ziehen sie als große Schublade nach vorne aus dem Küchenblock heraus. Das Volumen beträgt 37 Liter.

Die Bordtechnik: kräftige Batterien, neue Tankbedienung, neue Bedienung

Landstrom erhält der neue VW California hinten links. Gespeist werden gleich zwei Lithium-Bordbatterien à 40 Ah. Frischwasser wird nun innen eingefüllt, die Öffnung verbirgt sich hinten links hinter der Heckklappe. Ursache: Zu häufig waren laut VW bei der bisherigen Außenbefüllung  Betankung Verwechslungen mit dem Dieselstutzen – mit üblen Folgen. An Bord sind nun 28 Liter Wasser. Ebenfalls eine Außendusche. Deren Armatur und Schlauch versteckt VW indes unter einer Abdeckung im Schrank – das ginge auch einfacher. Neue Wege beschreitet VW ebenfalls beim Bedienpult. Die Bordtechnik lässt sich sowohl über das Zentraldisplay im Cockpit als auch über ein Bedienfeld in Größe eines Smartphones an der C-Säule überwachen und steuern. Als dritte Möglichkeit gesellt sich eine App hinzu.

Der Vorverkauf des neuen VW California beginnt im Juni 2024, die Auslieferungen beginnen in der zweiten Jahreshälfte. Gehen wir mal davon aus, dass VWN-Chef Carsten Intra zu den frühen Kunden des California gehört – wo soll’s denn hingehen?

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