Iveco und Hyundai ST1: spektakulärer neuer Kompakt-Transporter
Iveco und Hyundai ST1: spektakulärer neuer Kompakt-Transporter. Mit schickem Design und elektrischem Antrieb. Erste Fakten und Hintergründe.
Iveco und Hyundai rücken auf vielen Gebieten nahe zusammen. Das betrifft schwere Lkw und Omnibusse mit Wasserstoff- und Elektroantrieb. Und einen völlig neuen Iveco-Transporter unterhalb des Daily. Er soll seine Premiere im September auf der IAA feiern. Iveco wird ihn unter eigenem Namen in Europa vertreiben. Der Neue ist vollelektrisch angetrieben, Hyundai liefert ein Fahrgestell mit Fahrerhaus zu, Iveco organisiert die Aufbauten.
Iveco dringt damit erstmals in das Segment kompakter Transporter rund um drei Tonnen zulässiger Gesamtmasse vor. Das bedeutet Konkurrenz für den neuen VW Transporter, für Ford Transit Custom, Mercedes Vito, Renault Trafic/Nissan Primastar und die Stellantis-Marken mit Citroen Jumpy, Fiat Scudo, Opel Vivaro und Peugeot Expert. Und die vorsichtliche Basis des neuen Iveco-Modells? InKorea gibt es sie bereits. Dort heißt sie Hyundai ST1, ein Kürzel für „Service Type 1“. Er ist ein enger Verwandter des Vans Hyundai Staria.
Hyundai Staria: in Österreich als Kastenwagen, Komponenten für den ST1
Iveco und Hyundai ST1 – der Weg. Ein Leben als Transporter-Basis ist der Familie des schicken Hyundai Staria bereits in die Wiege gelegt worden. In Deutschland ist der Staria ausschließlich als extravaganter Van zu bekommen, motorisiert durchweg mit einem Turbodiesel. Bei der Staria-Einführung hatte Hyundai auch einen Kastenwagen angekündigt. Der jedoch hat es nicht nach Deutschland geschafft. Wer ihn sehen, fahren und erwerben will, muss nach Österreich blicken. Der stattliche Transporter in der Staria-Karosserie misst 5253 x 1987 x 2000 Millimeter (Länge x Breite x Höhe), erreicht eine zulässige Gesamtmasse von knapp über drei Tonnen und trägt eine Tonne Nutzlast. Das Ladevolumen beläuft sich nach einer optimistischen Berechnung auf 5,9 Kubikmeter
Was hat das mit dem Hyundai ST1 zu tun? Er übernimmt vorne das Design des spektakulär geformten Staria und drinnen dessen Cockpit-Architektur. Drunter steckt jedoch stets ein vollelektrischer Antrieb und hinten ein Niederflur-Fahrgestell. Dieser ST1 sollte, angesiedelt in der Transporterliga rund um drei Tonnen zulässiger Gesamtmasse, die Basis für den neuen Iveco bilden.
Fahrerhaus und Cockpit des Hyundai ST1 entsprechen dem Staria
Das Fahrerhaus des ST1 ist ungewöhnlich schnittig geformt, Motorhaube und Windschutzscheibe bilden einen identischen flachen Winkel. Etwas schlichter als beim feinen Staria sind der unlackierte Stoßfänger und der Kühllufteinlass gehalten. Das Cockpit mit einem aufgesetzten Monitor für die wesentlichen Informationen und digitalen Instrumenten sowie einer Mittelkonsole mit großem Zentralbildschirm entspricht exakt dem Staria. Gleiches betrifft das Lenkrad, die Klaviatur der Klimaanlage oder das Bedienelement für die Fahrtrichtung ähnlich einem Satelliten.
Tritt der Staria durchweg mit einem Dieselmotor an, so konzentriert sich der Antrieb des Hyundai ST1 ebenso konsequent auf einen batterie-elektrischen Antrieb. Grundlage ist die neue Global-eLCV-Plattform von Hyundai. Die Kapazität der Nickel-Kobalt-Mangan-Batterie beläuft sich auf 76,1 kWh, die Leistung des Elektromotors erreicht 160 kW, sein Drehmoment 350 Nm. Typisch für Hyundai ist die 800-Volt-Technologie, Voraussetzung für schnelles Aufladen und erstmals in Transportern eingesetzt. Hyundai spricht von einem rasanten Tempo von zehn auf 80 Prozent Ladestand der Batterien in lediglich 20 Minuten an einer Ladesäule mit 350 kW.
Das Niederflur-Fahrgestell sichert einen niedrigen Ladeboden
So außergewöhnlich wie das Design des Hyundai ST1 ist sein Niederflur-Fahrgestell mit einem Radstand von 3500 Millimetern. Hyundai bietet den ST1 in Korea sowohl als Fahrgestell als auch mit Kofferaufbau sowie als Kühlkoffer an. Sie sind mit Heckflügeltüren und mit einer seitlichen Schiebetür ausgestattet. Mit Koffer streckt sich der ST1 auf 5,6 Meter Länge. Er misst in der Breite kaum mehr als zwei Meter und bleibt mit einer Höhe von 2230 Millimetern sehr flach. Dachspoiler und seitliche Verbindungen ergeben ein gleichermaßen schnittiges wie harmonisches Erscheinungsbild.
Die Innenmaße des Aufbaus belaufen sich auf 2625 x 1810 x 1700 Millimeter. Daraus errechnet Hyundai ein Volumen von 8,3 Kubikmetern. Vorteil der Bauweise ist der ungewöhnlich niedrige Einstieg von nur knapp 500 Millimetern. Indes ragen die Radkästen in den Aufbau hinein. Man darf gespannt sein, welche Aufbauten Iveco für seinen Transporter in Europa wählt.
Bauweise mit Chassis – gibt es Verwandtschaft zu Kia PV5 und PV7?
Die Chassis-Bauweise des ST1 ist in dieser Transporterklasse nicht selbstverständlich. Mercedes-Benz verzichtet beim Vito ebenso darauf ebenso wie Ford beim Transit Custom. Den künftigen VW Transporter wird es als Fahrgestell nur mit Doppelkabine geben. Allein Renault mit dem Trafic und dem davon abgeleiteten Nissan Primastar sowie die Stellantis-Gruppe mit ihrem Marken-Quartett bieten Fahrgestelle an. Sämtlich in Form eines Flachbodens ausgeführt, der blechernen Bodengruppe des Kastenwagens.
Neben Iveco und Hyundai fährt im Geiste auch Kia bei den neuen Transportern mit. Die Schwestermarke von Hyundai hat zur IAA ebenfalls neue Transporter angekündigt. Im Januar 2024 präsentierte Kia auf der Messe CES in Las Vegas ein Plattformkonzept für ein ganzes Bündel leichter Nutzfahrzeuge. Im Mittelpunkt steht als erstes Modell der Kia PV5. Vollelektrisch angetrieben und ebenfalls im mittleren Transportersegment unterwegs. Lieferbar als Fahrgestell mit unterschiedlichen, sogar wechselbaren Aufbauten und batterie-elektrisch angetrieben. Gefertigt auf einem Niederflur-Fahrgestell. Mit 2995 Millimeter Radstand und Abmessungen von 4645 x 1900 x 1900 Millimetern ist der PV5 im Unterschied zum Hyundai ST1 allerdings eher im Größensegment des VW ID. Buzz Cargo anzutreffen. Naheliegend ist trotzdem, dass unter dem Kia die identische Plattform eLCV aus dem Konzern steckt. Zumal die Form des Fahrerhauses zwar eigenständig ausfällt, in ihren Proportionen aber an den Hyundai ST1 erinnert. Und in der Pipeline steckt schließlich noch der größere Kia PV7. Iveco und Hyundai ST1: Es könnte noch mehr hinter der Verbindung stecken.
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